Kunst und Kultur zwischen Wäldern und Hügeln

18. Mai 2014
Foto: Thomas Kümmel

Ob Jena, Weimar oder Erfurt: Die Entfernungen von der Schule bis zum nächsten Theater und Museum sind meist gering – und mit öffentlichen Verkehrsmitteln lassen sich die Kulturinstitutionen gut erreichen. Ganz anders sieht es in den ländlichen Regionen Thüringens aus. Dort müssen die Schulen und ihre Kulturpartner eigene Wege finden, um sich an die Bedingungen vor Ort anzupassen…


Der Landkreis Unstrut-Hainich im Nordwesten Thüringens erstreckt sich über 975 Quadratkilometer. Die Kreisstadt Mühlhausen ist mit etwa 36.000 Einwohnern die größte Stadt. In diesem Landkreis liegt die Gemeinschaftsschule Rodeberg, die am Kulturagentenprogramm teilnimmt. Im direkten Umfeld gibt es viele Wälder und Hügel, aber nur wenige kulturelle Angebote.

 

Ein Ausflug oder eine Odyssee?

 

Wenn die Schülerinnen und Schüler einen Ausflug zur Papierwerkstatt ins circa 70 Kilometer entfernte Erfurt machen, muss alles gut organisiert sein: Mit dem Linienbus geht`s von Rodeberg bis nach Mühlhausen, dann mit dem Zug nach Erfurt, später wieder zurück bis Mühlhausen. Von dort holen die Eltern ihre Kinder ab, damit sie überhaupt wieder zurück in die Dörfer gelangen.

 

„So einen Ausflug kann man mal machen“, sagt Kulturagent Thomas Kümmel. „Aber 99 Prozent passiert hier an der Schule.“ Der Ansatz der Gemeinschaftsschule Rodeberg ist einfach: Wenn die Kulturinstitutionen zu weit entfernt sind, dann werden die Künstler einfach in die Schule geholt! 14 künstlerische Angebote wurden als sogenannte Kulturstunden fest in den Unterrichtsablauf eingebunden. Die Schülerinnen und Schüler der 3. bis 10. Klasse können aus den Angeboten selbst wählen. Das Spektrum reicht von der Rockband bis hin zu Buchkunst, Bühnenbild, Fotografie und Bildhauerei. 14 der insgesamt 22 Lehrkräfte betreuen jeweils eines der Projekte. Somit sind etwa zwei Drittel des Kollegiums direkt beteiligt – „mit ganz viel Herz und Engagement“, bestätigt Thomas Kümmel.

 

Kurze Wege und Flexibilität sind das A und O

 

Die Kulturpartner kommen fast alle aus der Region, mit dabei sind zum Beispiel eine Keramikerin und ein Maler aus der Kreisstadt Mühlhausen. „Dass die Künstler kurze Wege haben, bedeutet aber nicht, dass wir Qualitätsabstriche gemacht haben. Stattdessen haben wir einfach sehr genau hingeschaut“, erklärt Thomas Kümmel.

 

Zu den Kooperationspartnern zählen freie Künstler, aber auch einige Institutionen, zum Beispiel die 3K Theaterwerkstatt Mühlhausen und das Landestheater Eisenach. Und um die Ergebnisse der Projekte zu präsentieren, gehen die Schülerinnen und Schüler auch mal in die Rodeberger Kirche oder in ortsansässige Betriebe. „Das Beispiel der Gemeinschaftsschule Rodeberg zeigt, dass die Schulen im ländlichen Raum sehr flexibel sein müssen. Was einfach klingt, ist jedoch mit vielen Herausforderungen verbunden“, sagt Ortrun Helmer, Leiterin des Thüringer Landesbüros „Kulturagenten für kreative Schulen“ bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).

 

Labor LandRAUM vom 14. bis 17. Juli 2014 in Hüpstedt

 

Um auf die Herausforderungen und Besonderheiten von Bildung im ländlichen Raum Thüringens aufmerksam zu machen, veranstaltet die Regionalstelle Thüringen der DKJS im Juli die Themenwoche „Labor LandRAUM“. Für eine Woche verlegt die DKJS ihren Standort von Jena nach Hüpstedt im Unstrut-Hainich-Kreis. Dort möchte die Stiftung Jugendliche, Schulvertreter, Kulturschaffende der Region, Kommunalvertreter sowie Landtagsabgeordnete und Vertreter der Landesregierung miteinander ins Gespräch bringen – um kreative Lösungsansätze zu entwickeln und über Chancengerechtigkeit zu diskutieren. Mit dabei sind auch die zehn Thüringer Kulturagenten. Zudem findet im Rahmen des Labors ein Kunstgeld-Projekt zum Thema „Ländlicher Raum“ statt. Als „Landforscher“ werden Schülerinnen und Schüler ortsbezogene Forschungsfragen formulieren und drei Tage lang gemeinsam mit Künstlern bearbeiten.

 

Genauere Informationen finden Sie in Kürze auf dieser Website und unter www.dkjs.de.

 

Kontakt:

Landesbüro Thüringen "Kulturagenten für kreative Schulen"

Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH (DKJS), Regionalstelle Thüringen
Ortrun Helmer, Leitung
Lutherstr. 114
07743 Jena
Tel 03641 / 489 478
E-Mail thueringen@kulturagenten-programm.de

Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Thüringen"
  • Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V.
  • Sarah Hertam, Leitung
  • Anger 10
  • 99084 Erfurt