2 ½ Jahre Akademie der Kulturagenten für kreative Schulen

25. November 2013

Sie sind Architekten, bildende Künstler, Filmemacher, Musiktheaterregisseure, Bühnenbilder, Kunstvermittler und Theaterpädagogen. Seit 27 Monaten sind sie Kulturagenten. Eine Profession, die es so vorher noch nicht gab. Ihre Mission: Gemeinsam mit 138 Schulen künstlerische Angebote in das Schulprofil verankern, neue Formate kultureller Bildung entwickeln und Kooperationen mit Theatern, Museen, Bibliotheken, Opernhäusern, Musikschulen etc. aufbauen.

 

Wie aber sieht der Arbeitsalltag eines Kulturagenten aus? Kulturagenten entwickeln künstlerische Projekte, entwerfen Projektformate, stellen Kontakte zu Kultureinrichtungen und Künstlern her, trommeln Kulturgruppen in den Schulen zusammen, sie bündeln künstlerische Aktivitäten der Schulen, überlegen, wie eine Präsentation öffentlichkeitswirksam durchgeführt werden kann, stoßen neue Formate wie Kulturnachmittage oder Schülerkulturräte an und beraten Kunstgeldanträge. Ein breites Aufgabenfeld, für das die Kulturagenten sowohl in regionalen Fortbildungen der Länderbüros als auch in einer programmeigenen Akademie fortgebildet werden.

 

Das Feld der kulturellen Bildung hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark entwickelt und damit auch die Themen und Aufgaben derjenigen, die in diesem Feld Vermittlungsarbeit leisten. Bereits bei der Entwicklung des Kulturagentenprogramms war klar, dass die Arbeit der Kulturagentinnen und Kulturagenten und die Diskurse, die in diesem neuen Arbeitsfeld geführt werden, aufgegriffen, begleitet und bearbeitet werden müssen. Eigens dafür wurde die sogenannte Akademie gegründet, in der die Kulturagentinnen den Raum und die Zeit erhalten, mit externen Experten ihren Berufsalltag zu reflektieren, sich miteinander auszutauschen und gegenseitig zu beraten. Zwei bis drei Mal im Jahr treffen sich daher alle 46 Kulturagentinnen und Kulturagenten aus den fünf Bundesländern, um für eine Woche an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Themen zu arbeiten. Ziel der Akademie ist die zunehmende Professionalisierung der Kulturagentinnen und Kulturagenten in ihrem Berufsfeld sowie die Unterstützung und Reflexion ihrer alltäglichen Praxis. Neben der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Kulturinstitutionen werden bei den Akademien auch der Diskurs über Kunst im Kontext von Bildung und Schule geführt und im Rahmen des Programms weiterentwickelt. Die Akademie möchte, laut der Akademieleiterin Constanze Eckert, den Kulturagentinnen und Kulturagenten als ein überregionales Unterstützungsnetzwerk von reflektierten Praktikern dienen.

 

Jede Akademie stand unter einem inhaltlichen Schwerpunkt wie z.B. „Partizipation, Kollaboration und Kooperation in der Kunst“, „Schulkultur und Lernprozesse – Wer lernt was, wie, wann, wo und zusammen mit wem?“ und „Über mögliche Zusammenhänge von Kunst, Kultur und Bildung“. Es ging um Kooperationen von Schulen und Kultureinrichtungen oder um kulturelle Bildung in der Migrationsgesellschaft. In den vergangenen zwei Jahren waren externe Experten wie beispielsweise Paul Collard (Geschäftsführer CCS), Prof. Carmen Mörsch, Leiterin des Institute for art education an der Zürcher Hochschule der Künste, Paul Mecheril, Professor für Migrationspädagogik an der Universität Oldenburg, Prof. Dr. Peter Fauser von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Ute Pinkert, Professorin für Theaterpädagogik an der UDK Berlin oder auch Künstlerinnen wie Susanne Bosch, Antje Schiffers, Fiona Whelan, Seraphina Lenz, Constanza Macras, Sybille Peters vom Hamburger Fundus-Theater oder das deutsch-englische Performancekollektiv Gob Squad zu Gast. Sie hielten ein Impulsreferat zum jeweiligen Thema, gaben einen Workshop, stellten Beispiele aus der künstlerisch-edukativen Praxis vor und/oder reflektierten gemeinsam mit den Kulturagentinnen und Kulturagenten z.B. darüber wie sich die Schulen und Kultureinrichtungen für neue Formate kultureller Bildung öffnen können.

 

Anhand von Praxisbeispielen sowohl der Kulturagentinnen und Kulturagenten als auch anderer Programme der kulturellen Bildung wurden beispielsweise folgende Fragen gestellt: Wie sollte ein partizipatives künstlerisches Projekt aufgebaut sein, das sowohl Lehrer, Vermittler und Schüler einbezieht? Wie stehen unterschiedliche Formen und Grade von Partizipation im Verhältnis zur künstlerischen Qualität der Projekte? Wie können Projekte so angelegt werden, dass sie fächerübergreifend in den Schulalltag integriert werden? Wo schafft man sowohl in der Schule als auch in den Kulturinstitutionen flexible Freiräume, die die kreative Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur in einem offenen Prozess ermöglicht?

 

Vom 18. – 20. November 2013 trafen sich aktuell die Kulturagentinnen und Kulturagenten zum 6. Modul der Akademie in Bochum um folgende Frage zu beantworten: Was macht eine gelungene Kooperation aus? An den ersten beiden Tagen wurde in einem Open Space Format die verschiedenen Aspekte des Themas aus den Perspektiven und Erfahrungen der Kulturagentinnen und Kulturagenten heraus thematisiert, befragt und weiter bearbeitetet. So wurden verschiedene Kooperationsprojekte vorgestellt und diskutiert, theoretische Inputs zum Thema gegeben und Arbeitshilfen erstellt. Es gab Raum für Erfahrungs- und Materialaustausch, kollegiale Beratung, gemeinsame Textlektüre, die Erarbeitung von Thesenpapieren oder die Planung weiterer Schritte. Neben den Kulturagentinnen und Kulturagenten waren auch externe Referenten eingeladen, sich mit ihrer Expertise, einem Workshopangebot oder einem Vortrag in den Open Space einzubringen. Eingeladen wurden:

 

Kerstin Kuklinski, Leiterin der Kunstvermittlung im Kunstmuseum Bochum, Theresia Kiefer, Kuratorin mit Arbeitsschwerpunkt Bildung und Vermittlung im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen, David Reuter, Theater- und Kunstlehrer, Kulturbeauftragter an der Hector-Peterson-Schule in Berlin Kreuzberg, Aktionskünstler und Regisseur verschiedener kollaborativer Projekte im In- und Ausland, Ursula Jenni, Theaterpädagogin und Mediatorin mit dem Schwerpunkt Prozessbegleitung und Teamentwicklung in Kooperationsprojekten der kulturellen Bildung und Gabriela Schmitt, Mitarbeiterin beim Düsseldorfer Institut für soziale Dialoge.

 

In der verbleibenden Programmlaufzeit werden sich die Kulturagentinnen und Kulturagenten noch zu drei weiteren Akademien treffen. Dann wird es insbesondere um Reflexion und Selbstevaluation, Fragen der Verstetigung kultureller Bildung in Schule und den Transfer gehen.


Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Baden-Württemberg"
  • Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg e.V.
  • Nils Hoheußle, Leitung
  • Rosenbergstraße 50
  • 70176 Stuttgart