Beiratsempfehlungen zur Weiterführung des Kulturagenten-Programms in der zweiten Phase ab Sommer 2015

7. Juli 2015

Dem Beirat des Modellprogramms „Kulturagenten für kreative Schulen“ gehören Expertinnen und Experten aus Kunst, Kultur, Wissenschaft und Politik an. Das Expertengremium hat die Umsetzung der vierjährigen Modellphase beratend begleitet.

In seiner Sitzung am 16. März 2015 hat der Beirat über mögliche Transfermodelle in den teilnehmenden Bundesländern beraten. Im Anschluss an die Sitzung haben Beiratsmitglieder aus den wichtigsten Ergebnissen der Diskussion Empfehlungen formuliert:

 

1. Nicht nur Verstetigung, sondern Ausweitung der Funktion der Kulturagenten als mittelfristiges Ziel verfolgen

Ziel der Weiterführung des Programms in den einzelnen Bundesländern sollte mittelfristig nicht nur eine Verstetigung der bestehenden Kulturagentenstellen sein, sondern eine Ausweitung des Programms auf immer mehr Schulen. Dafür könnte es zumindest in den größeren Städten sinnvoll sein, dass die Kulturagentinnen und Kulturagenten nach jeweils ca. drei Jahren die Schulen wechseln. Verknüpft wäre damit die Hoffnung, dass die Schulen, die bisher an dem Programm teilgenommen haben, ihre Aktivitäten im Feld der kulturellen Bildung über die „kulturbeauftragten Lehrer“ alleine weiterführen oder dass sie aus eigenen Mitteln (z.B. über Kapitalisierung einer Lehrerstelle oder mit Geldern aus Ganztagsschulprogrammen) einen Kulturagenten einstellen. Für die Kulturagentinnen und Kulturagenten könnte das den Vorteil haben, dass ihre Arbeit nicht in Routine übergeht, sondern sie mit neuen schulischen Partnern neue Anregungen erhalten.

 

2. Die komplexe Funktion der Kulturagenten nicht nur als Netzwerker, sondern auch als Künstler, Kuratoren und Pädagogen/Vermittler als zentrales Qualitätsmerkmal des Programms wahren

Die Kulturagentinnen und Kulturagenten vermitteln nicht nur zwischen Schulen, Kultureinrichtungen und anderen kulturellen und sozialen Akteuren, sondern haben selbst künstlerische und vermittelnde Kompetenz, die sie in die Konzeption und Durchführung eigener Projekte einbringen. Damit verschaffen sie sich Vertrauen und Respekt. Dieses Alleinstellungsmerkmal der Kulturagentinnen und Kulturagenten muss bewahrt werden. Insofern sollten sie weiterhin zentral in den Schulen angesiedelt sein (und nicht in einem bezirklichen Projektbüro) und nicht nur organisatorisch, sondern auch gestaltend und in direktem Austausch mit Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern vermittelnd tätig sein.

 

3. Die Marke „Kulturagenten“ als Qualitätsbegriff und neue „Profession“ durch kontinuierliche Qualitätssicherung schützen und weiter profilieren

Das spezifische Profil der Kulturagenten als Mittler zwischen verschiedenen Systemen und Akteuren, die sowohl über Kompetenzen im Kulturmanagement, in der kulturellen Bildung als auch über eigene kunstwissenschaftliche und künstlerische Fähigkeiten verfügen, sollte in seiner hohen Qualität weiterhin gesichert werden. Dafür sollte es regelmäßige bundesweite Austauschforen aller am Programm beteiligten Kulturagentinnen und Kulturagenten sowie Länderbüros geben und einmal jährlich eine Fortbildung. Diese könnte beispielsweise durch die Kulturstiftung des Bundes und die Stiftung Mercator finanziert und durch die Bundesakademie für Kulturelle Bildung oder die BKJ, eventuell in Kooperation mit universitären Ausbildungsstätten organisiert und konzipiert werden. Auch die Empfehlungen in der Abschlusspublikation sowie die Ergebnisse der Evaluationen dürften wichtige Hinweise geben für Qualität und Gelingensbedingungen im spezifischen Aufgabenfeld der Kulturagenten, von denen auch neu in das Programm kommende Kulturagentinnen und Kulturagenten lernen können.

 

4. Kooperationen zwischen Schulen und Kultureinrichtungen stärken

Einen besonderen Fokus sollten die Kulturagentinnen und Kulturagenten in der zweiten Programmphase auf den Aufbau nachhaltiger Kooperationsbeziehungen mit Kultureinrichtungen legen, die aus Sicht des Beirats im Vergleich zu den Projekten mit freien Künstlern noch zu wenig initiiert wurden. Dabei sollte es das Ziel der Kulturagentinnen und Kulturagenten sein, Kooperationen so zu installieren, dass sie auch unabhängig von deren Funktion zukünftig bestehen können.

                                                                                                                                                                           Berlin, im März 2015

 

Unterzeichner/innen:

Prof. Dr. Birgit Mandel, Leiterin des Bereichs Kulturmanagement und Kulturvermittlung im Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim
Ulrike Kegler, Schulleiterin an der Staatlichen Montessori-Oberschule in Potsdam
Albert Schmitt, Managing Director der Deutschen Kammerphilharmonie BremenHans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Kulturstaatssekretär in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen a.D.



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Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Baden-Württemberg"
  • Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Baden-Württemberg e.V.
  • Nils Hoheußle, Leitung
  • Rosenbergstraße 50
  • 70176 Stuttgart