5 Fragen an ... Anja Scheffer

21. März 2018 | Berlin
© Maria Zillich
In welchem Bereich arbeitest du als freie Kulturschaffende?

Ich arbeite in den Bereichen Theaterregie, Schauspiel, Video sowie an den Schnittstellen zur Bildenden Kunst. Meist in Teams, um unterschiedliche Expertisen im Sinne einer kollaborativen Dynamik zu nutzen. Momentan beschäftigt mich intensiv das Thema Museum. Mein Steckenpferd ist dabei die Verbindung von Ausstellung und Theater. Ich beschränke den Theaterbezug hier aber nicht auf die Nutzung des Ortes als Bühne, sondern möchte die Projekte als kollektive Aktion oder Intervention im Raum verstehen.

Wie bist du Kulturpartnerin des Programms Kulturagenten für kreative Schulen Berlin geworden? Wie kannst du deine Expertise einbringen?

Die Kulturagentin Silke Ballath kam 2012 auf mich zu, weil sie eine Künstler*in suchte, die vielseitig und auch dokumentarisch arbeitet. Es ging um die ISS Skalitzer Straße (heute Refik-Veseli-Schule). Wir fanden heraus, dass sich die Schüler*innen ein Kulturprofil in Richtung Theater und Film wünschten. Wir entwarfen eine Art Doku-Show über den Ist-Zustand der Schule in Sachen Kultur, um dann im Laufe eines Jahres einen Spielfilm mit 75 Schüler*innen zu drehen über die etwas altertümliche Hausordnung, die kaum einer kannte oder verstand. Daraus entstand RESPECT! – Ein Film über die Regeln des Zusammenlebens. Von da aus entwickelten wir dann das Theaterprofil der Schule.

Was war dein schönstes Erlebnis im Programm als Kulturpartnerin?


Es gibt nicht direkt EIN schönstes Erlebnis. Fast jede Premiere zeigt, was Kunst in Schule kann, weil deutlich wird, welche Schüler*innen sich wie entwickelt haben. Häufig machen im Projekt die Schüler*innen, die im Schulalltag sonst nicht so gut klar kommen, eine 180 Graddrehung und entfalten Talente, die ansonsten in der Institution Schule unentdeckt bleiben würden. Vielleicht ist eines meiner Lieblingserlebnisse die Premiere des Films „RESPECT!“ im Eiszeitkino. Da liefen 75 Darsteller*innen quasi über den Roten Teppich, einige unter ihnen zählten zu den „Ununterrichtbaren“. Plötzlich waren sie die Stars, gleichzeitig waren sie aber kaum imstande, Applaus entgegen zu nehmen. Durch die Schule ging damals ein Ruck, eine Beseeltheit, die noch eine ganze Weile anhielt.

Mit welchen Programmschulen arbeitest du zusammen? Was macht die Zusammenarbeit mit diesen Schulen aus?


Schwerpunktmäßig arbeite ich, seit wir das Theaterprofil etabliert haben und so mit den Theaterklassen langfristig arbeiten können, mit der Refik-Veseli-Schule zusammen. Das hat positive Auswirkungen auf die beteiligten Schüler*innen und die gesamte Schulkultur. Das Theater, eine sonst für Teenager oft unattraktive Kunstform, hat mittlerweile eine Fangemeinde. Und seit 2016 arbeiten wir mit dem Jüdischen Museum Berlin zusammen womit sich ein weiteres Experimentierfeld eröffnet hat.
Ich arbeite auch an anderen Programmschulen, aber wesentlich punktueller. Hier ist es interessant, mit unterschiedlichen Schüler*innen, Kulturagent*innen und Schwerpunkten zu arbeiten, man benötigt eine andere Flexibilität. Dadurch kann ich meine Arbeit neu reflektieren und ausrichten.

 
Was ist aus deiner Sicht das Besondere an der Zusammenarbeit mit Kulturagenten und Kulturagenten-Schulen?

Interessant ist zunächst einmal, was das Programm flächendeckend erreicht hat. Ein neues Arbeitsfeld ist in Deutschland weiterentwickelt worden – ein junges Berufsfeld. Und Kulturagentenschulen sind meist offener für eine künstlerische Entwicklung, weil sie sich ja explizit darum bemüht haben. Innerhalb der Arbeit profitieren alle Beteiligten von der Tandem-Situation Kulturagent*in–Künstler*in, die eine strategische Zusammenarbeit möglich macht und gleichzeitig sehr inspirierend sein kann. Außerdem hat man als Künstler*in durch die Kulturagent*in eine Art Rückendeckung, also Unterstützung und Sicherheit. Das ist sehr angenehm, nicht zuletzt weil es eine dialogische Situation ist. Meine persönlichen Erfahrungen mit den unterschiedlichen Kulturagent*innen waren durchweg gut und interessant.

Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Berlin"
  • Gemeinnützige Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS), Regionalstelle Berlin
  • Manuela Kämmerer (Programmleitung) Christine Florack (Programmleitung)
  • Tempelhofer Ufer 11
  • 10963 Berlin
Tel
030 / 25 76 76 -609 // -604
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