Berliner Landesnetzwerktreffen: Rückblicke, Einblicke, Ausblicke

7. Oktober 2012
Berliner Netzwerktreffen in der Werkstatt der Kulturen Foto: Anne Stienen / DKJS

Sonnenschein, Liegestühle, mehr als hundert tanzende Menschen und leckeres Essen: Nein, die Rede ist hier nicht von einer Gartenparty, sondern vom ersten Berliner Landesnetzwerktreffen im Rahmen des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“. Zum Auftakt des zweiten Programmjahres kamen Schulvertreter, Partner und andere Interessierte am 13. September 2012 in der Neuköllner „Werkstatt der Kulturen“ zusammen, um eine Zwischenbilanz zu ziehen, sich auszutauschen und die weiteren Entwicklungsschritte des Programms zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand dabei immer wieder die Frage: Wie lässt sich das Programm nachhaltig in den Schulen verankern?

Das erste von vier Programmjahren ist nun abgeschlossen. Es war eine Phase des Ankommens: Die Kulturagentinnen und Kulturagenten und die Schulen haben sich kennengelernt, Arbeitsstrukturen geschaffen und bereits zahlreiche Projekte mit kleinen und großen Kulturpartnern umgesetzt – darunter das Bode-Museum und das Haus der Kulturen der Welt. „Nun müssen wir schauen, wie die Kooperationen strukturell verankert werden können“, sagte Sybille Linke, programmleitende Geschäftsführerin der Forum K&B GmbH, zum Auftakt der Veranstaltung im Gespräch mit Birgit Kröner, Referatsleiterin der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin. Der nächste Schritt sei es, über die Projekte hinauszugehen.

„Neue Ideen zu entwickeln ist nicht schwer, aber die Institutionalisierung braucht etwa drei bis fünf Jahre“, erklärte Prof. Dr. Uwe Hameyer vom Institut für Pädagogik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er gab auf dem Netzwerktreffen einen fachlichen Impuls zum Thema „Kunst- und Kulturprojekte im System – Umsetzungs- und Transferprozesse“. Die vierjährige Laufzeit des Kulturagenten-Programms sei eine gute Voraussetzung, doch man könne gar nicht früh genug anfangen, über die Verankerung nachzudenken. Zudem betonte der Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen künstlerischem Anspruch und Schule: „Kunst muss irritieren! Wo, wenn nicht in der Schule, brauchen wir den Raum für das Andere, für das noch nicht Mögliche?“ Kunst öffne den Horizont für Fragen an die Wirklichkeit, für Merkwürdiges und Ungewöhnliches. Bei jedem Projekt sei kritisch zu hinterfragen, welcher Bildungssinn damit verfolgt werde.

In einer Podiumsrunde diskutierten zum Abschluss der Veranstaltung Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Schule und Kultur über den (Mehr-)Wert kultureller Bildung für Berliner Schulen. Alle waren sich einig, dass kulturelle Bildung den Schülerinnen und Schülern wichtige Freiräume und Möglichkeiten bietet, sich selbst einzubringen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Der Berliner Schulleiter Michael Tlustek und die Kulturbeauftragte Jane Natz betonten, dass die Kulturagentinnen und Kulturagenten eine wichtige Nahtstelle zwischen Schulen und Kulturinstitutionen seien. „Es ist schwer, sich vorzustellen, irgendwann darauf zu verzichten“, sagte Tlustek. Doch kann es Kulturagenten in Zukunft auch ohne das Programm geben? Prof. Dr. Birgit Mandel, Institut für Kulturpolitik der Stiftung Universität Hildesheim, plädierte dafür, die Kulturagenten als eine Profession zu verstetigen. Die Selbstständigkeit der Schulen zu stärken und ihnen mehr flexible Mittel in die Hand zu geben – diesen Ansatz sieht Siegfried Arnz, Abteilungsleiter in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, als einen wichtigen Baustein. Leonie Baumann, Sprecherin des Rats für die Künste, forderte ein stärkeres gesellschaftliches Bekenntnis zu mehr Kunst und Kultur. Erst dann ließen sich Strukturen ändern.

Neben so viel geistiger Bewegung kam jedoch auch die körperliche Bewegung an diesem Tag nicht zu kurz. Bereits am Vormittag gab Joanne Parkes von „TanzZeit – Zeit für Tanz in Schulen“ einen kreativen Impuls und thematisierte dabei tänzerisch das Thema Kooperation und Vernetzung. Dieses künstlerische Intermezzo wurde nach der Mittagspause in einem von insgesamt sechs Workshops vertieft. Die Workshops drehten sich um Zielformulierungen im Kulturfahrplan, Netzwerkarbeit, forschendes Lernen im Kontext künstlerisch-ästhetischer Bildung, eine beispielhafte Kooperation zwischen Schule und Museum sowie die Entwicklungsetappen einer Grundschule. Anschließend waren die Kulturagentinnen und Kulturagenten im Einsatz: Sie boten an zehn Runden Tischen Einblicke in ihre Arbeit – und Raum für Diskussionen.

„Wir freuen uns, dass wir mit diesem Netzwerktreffen nicht nur eine Plattform für den internen Austausch schaffen konnten, sondern auch mit externen Partnern ins Gespräch kamen. Wir nehmen viele neue Anregungen und wichtige Fragen für die weitere Arbeit mit“, resümiert Christine Florack, Leiterin des Berliner Landesbüros (DKJS).

Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Berlin"
  • Gemeinnützige Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS), Regionalstelle Berlin
  • Manuela Kämmerer (Programmleitung) Christine Florack (Programmleitung)
  • Tempelhofer Ufer 11
  • 10963 Berlin
Tel
030 / 25 76 76 -609 // -604
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