Hofheld? Was ist denn das?

9. April 2014

Mitbestimmung in Schule? Ideen entwickeln, um „seine Schule“ zu gestalten? Geld sammeln? Demokratisch abstimmen? Für 40 Schülerinnen und Schüler aller Jahrgänge der Carl-Friedrich-von-Siemens Oberschule ist das seit zwei Jahren Alltag. Ausgehend von der Frage, wie sie ihren Schulhof demokratisch und umweltschonend verschönern können machten sich die selbsternannten Hofhelden auf die Suche nach Künstlern. Gefunden haben sie Adam Page und Eva Herztsch. Gemeinsam mit ihnen erarbeiteten sie nicht nur gestalterische Möglichkeiten, wie sie ihren Schulraum nach ihren Vorstellungen verändern können, sondern auch partizipatorische Umsetzungsideen. Danach hatten die Schülerinnen und Schüler die Qual der Wahl, denn nun galt es auszuwählen, welche Ideen realisiert werden sollten. Nach mehreren Exkursionen zu verschiedenen Berliner Firmen, Input-Referaten von Experten sowie Tischwerkstätten mit Eltern, Lehrern, Architekten und Bühnenbildnern haben sich die Hofhelden am Ende für drei Ideen zur Abstimmung entschieden: eine Hofbühne, Sitzgelegenheiten sowie bunte Wandmalereien. Abgestimmt über die Realisierung der Entwürfe haben alle Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, der Hausmeister, die Mitarbeiter der Mensa, die Schulsekretärin, die Schulleitung sowie die Eltern. Um Gelder für die Umsetzung zu akquirieren, produzierten die Schülerinnen und Schüler eigene Werbeclips, die sich an Sponsoren richteten (siehe Blog unter: http://diehofhelden.wordpress.com/). Aufgrund dieser Clips stiegen viele lokale Firmen als Sponsoren in die Finanzierung der Umsetzung mit ein und der Bezirksbürgermeister wurde sogar Schirmherr der Hofhelden.

Nachdem genug Geld akquiriert werden konnte, wurde bereits eine „kleine“ Hofbühne mithilfe von Auszubildenden des Natur- und Grünflächenamtes Spandau umgesetzt. Eine weitere Hofbühne ist in Zusammenarbeit mit dem Architekturstudio Olafur Eliasson im September 2014 geplant.

Janine Feilitz ist eine der 40 Hofhelden: „Ich war von Anfang an eine „Hofheldin“ meiner Schule und durfte an vielen Ausflügen teilnehmen und Ideen zur Verschönerung unseres Schulhofs sammeln. Für mich persönlich war es erstaunlich zu erleben, wie das Projekt unsere Schulgemeinschaft stärkt. Besonders beeindruckend fand ich, wie aus anfangs sehr unterschiedlichen Meinungen und Ideen eine gemeinsame Idee für einen anderen Schulhof entstanden ist. Genau diese gemeinsame Idee zur Verschönerung prägt nun unser Zusammenleben in der Schule. Zudem wurde bei vielen Versammlungen der Hofhelden intensiv 'Nachhaltigkeit' thematisiert. Dieses Thema hinterließ Eindruck und wurde oftmals im normalen Schulunterricht immer wieder aufgriffen, egal ob im Leistungskurs, Ethik-Kurs oder im WU-Kurs.“

Das Projekt die Hofhelden wird intensiv vom Kulturagenten der Schule, Carsten Cremer, begleitet. Die stellvertretende Schulleiterin Frau Kremer erklärt: „Das Programm 'Kulturagenten für kreative Schulen', an dem wir seit 2011 teilnehmen, ist eine große Bereicherung für unsere Schule und für die Schülerinnen und Schüler. Es vermittelt nicht nur künstlerische Aspekte und fördert die Kreativität, sondern unterstützt auch die Zusammenarbeit der Schülerinnen und Schüler untereinander. Das Klima unserer Schule verändert sich. Und, ohne es allein den Hofhelden zuzuschreiben: Unsere Schule wird positiver wahrgenommen. Ein Erfolg auch der Schülerinnen und Schüler.“

Der Künstler Adam Page, der gemeinsam mit Eva Herztsch schon eine Reihe von partizipativen Projekten mit Jugendlichen im öffentlichen Raum umgesetzt hat, erklärt seine künstlerischen Beweggründe so: „Unser Ziel ist es, Prozesse anzustoßen, die Wege eines behutsamen, reflektierten und innovativen Umgangs mit Defiziten aufzeigen sollen. Mit der Mischung von Unterrichts- und Projektformaten unterstützen wir einen langfristigen Wunsch der Schule, innovative, fachübergreifende Lernangebote in den Ganztagsbetriebs zu integrieren. Wir würden uns einen Lernbereich „Lernen in globalen Zusammenhängen“ wünschen. In den Entwürfen sieht man, wie sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler für das Thema sind.“

Die demokratischen Arbeitsweisen des Projekts werden nun zum Vorbild für aller Unterrichtsfächer der Schule: Das eigenständige Lernen in ökologischer und sozialer Verantwortung soll nach und nach im Schulalltag verankert werden und als Schwerpunkte/Lerninhalte in den Fachunterricht integriert werden. Ökologische und soziale Verantwortung heißt konkret, unter Beteiligung der Schüler Veränderungsprozesse in der Schule demokratisch und nachhaltig zu gestalten.


Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Berlin"
  • Gemeinnützige Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS), Regionalstelle Berlin
  • Manuela Kämmerer (Programmleitung) Christine Florack (Programmleitung)
  • Tempelhofer Ufer 11
  • 10963 Berlin
Tel
030 / 25 76 76 -609 // -604
Email