5 Fragen an… Karin Schreibeis

16. November 2016 | Berlin

1. Warum bist Du Kulturagentin geworden?

Nach meinem Studium der Theater-  und Musikwissenschaft sowie italienischen Literaturwissenschaft und Erwachsenenbildung habe ich zuerst an einem Erfurter Schüler- und Studententheater mit festem Spielplan gearbeitet und bin dann nach Halle an ein großes Stadttheater für Kinder und Jugendliche gewechselt. Das war eine sehr spannende, aber auch sehr schnelllebige Zeit. Die Intendanzen haben jährlich gewechselt, ich musste mich immer wieder neu anpassen und viele Kompromisse in meiner Arbeit machen. Daraufhin habe ich angefangen, als Bildungsreferentin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Fortbildungen und Seminare im Bereich Demokratieentwicklung zu geben. Danach verschlug es mich im Sommer 2013 zur Serviceagentur „Ganztägig Lernen“ Berlin bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung – und seit Februar 2016 bin ich Kulturagentin. An meinem Job begeistert mich, dass ich meine beiden beruflichen Hintergründe zusammenführen kann. Ich habe extrem viele Freiheiten in meiner Arbeit und kann mich mit vielschichtigen Themen auseinandersetzen. Die Besonderheit der Tätigkeit als Kulturagentin ist, dass ich weder Angestellte einer Schule noch einer Institution bin. Das garantiert mir und meiner Arbeit größtmögliche Freiheit und Unabhängigkeit, da ich keiner Institution verpflichtet bin.

2. Was machst Du als Kulturagentin? Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?

Meine Arbeit ist extrem abwechslungsreich. Gestern habe ich beispielsweise mit der Schulsekretärin die Brille eines Schülers repariert, die bei einem Tanzworkshop zu Bruch gegangen ist. Neben diesen Herausforderungen des alltäglichen Lebens arbeite ich natürlich überwiegend inhaltlich. Ich arbeite eng mit den Schulen, die ich betreue, zusammen. Dazu gehören regelmäßige Treffen mit den Kulturgruppen. Dort plane ich gemeinsam mit den Kulturbeauftragten der Schulen anstehende Projekte oder Kooperationen mit Künstlerinnen und Künstlern, die ich während laufender Projekte auch betreue. Ein Teil meiner Tätigkeit besteht aus Organisation. Ich stelle Teams für die Projekte zusammen und lege fest, wie viel Zeit und Geld wir zur Verfügung haben. Auch der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern ist wichtig. Letztens habe ich an einer Sitzung der Schülervertretung teilgenommen, um mit den Schülerinnen und Schülern mögliche Themen für die anstehende Projektwoche zu besprechen. Fundament meines Tuns ist aber der Austausch mit den anderen Kulturagentinnen und Kulturagenten. Das Kulturagenten-Netzwerk ist ein großer Pool an geballtem kulturellem Wissen, aus dem ich mich gerne bediene.

3. Was war Dein schönstes Erlebnis als Kulturagentin?

Ich hatte bereits viele sehr schöne Erlebnisse als Kulturagentin. Eines möchte ich hier nennen. An der Kurt-Tucholsky-Schule sollte das Lehrerkollegium Facetten der kulturellen Bildung kennenlernen. Die Kulturbeauftragte Grit Wöhlert organisierte gemeinsam mit ungefähr 60 Schülerinnen und Schülern, Künstlerinnen und Künstlern sowie Kolleginnen und Kollegen einen Aktionstag, um das Prinzip des „Mapping“ vorzustellen. „Mapping“ ist eine Methode der kulturellen Bildung, mit der man sein Umfeld sehr genau betrachtet und es unter bestimmten Fragestellungen analysiert. Zum Beispiel indem man detailliert aufschreibt, was sich auf einem Quadratmeter Boden befindet – wie viele Zigarettenstummel liegen dort, wie viele Steinchen kann man finden, was für Pflanzen wachsen dort? Ausgestattet mit Audio-Guides machte sich die gesamte Lehrerschaft der Kurt-Tucholsky-Schule auf Tour. Sie hatten die Wahl zwischen einer „Natur“- und einer „Stadt“-Route, auf denen sie beispielsweise zählen sollten, wie viele Menschen mit Nike-Turnschuhen ihnen begegnet sind oder was ihre Mitmenschen für Gespräche führen. Diese „Schnitzeljagd mit Action“ war für alle Beteiligten ein großes Abenteuer und bedurfte eines halben Jahres intensiver Vorbereitung. Umso aufgeregter waren alle Beteiligten, wie das Kollegium den Input aufnehmen würde. Die Nervosität war aber unbegründet. Alle fanden es toll und es hat unserer kulturellen Arbeit ein viel stärkeres Standing an der Schule verschafft. Das war ein klasse Erfolgserlebnis.

4. Welche drei Schulen betreust Du im Rahmen des Landesprogramms Kulturagenten für kreative Schulen Berlin und was zeichnet diese aus?

Ich betreue drei Schulen in Berlin-Pankow: eine Referenzschule (Kurt-Tucholsky-Schule) und zwei erfahrene Schulen (Heinz-Brandt-Schule, Reinhold-Burger-Schule), die auf dem Weg zur Referenzschule sind. Allen drei Schulen ist gemein, dass sie extrem viel Unterstützung bieten, um ein Programm der kulturellen Bildung wie Kulturagenten für kreative Schulen Berlin zu ermöglichen. Teilweise arbeiten die Lehrerinnen und Lehrer bereits fächerübergreifend in Tandems, das heißt, dass Kunstlehrerinnen beziehungsweise -lehrer eng mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Mathematik und Biologie zusammenarbeiten, um kulturelle Bildung nachhaltig in das Schulcurriculum zu integrieren. Daher ist es besonders wichtig, immer wieder alle Lehrerinnen und Lehrer darüber zu informieren und zu begeistern, was das Programm Kulturagenten für kreative Schulen Berlin überhaupt macht.

5. Mit welchen Kulturinstitutionen und Künstlerinnen und Künstlern planst Du zusammen zu arbeiten und wo willst Du mit Deiner Arbeit Schwerpunkte setzen?

Ein Traum von mir ist, mit den Berliner Philharmonikern zusammen zu arbeiten. Das Orchester engagiert sich bereits in seinem vielfältigen Education-Programm. Seit dem Film „Rhythm Is It!“ ist sein großes kulturelles Engagement auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Da sehe ich viele Anknüpfungspunkte zu unserem Programm Kulturagenten für kreative Schulen Berlin. Mit meiner Arbeit als Kulturagentin möchte ich Schwerpunkte im Musik- und Theaterbereich setzen. Hier sind die Schulen personell meist sehr dünn besetzt, daher freuen sie sich, in dem Bereich Unterstützung zu bekommen. Meine Kulturagenten-Kolleginnen und –Kollegen haben alle unterschiedliche Themenschwerpunkte und Biografien, dadurch ergänzen wir uns so toll. Für jedes Problem hat immer jemand einen Kontakt oder einen Tipp parat. Das macht unser Programm so besonders.


Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Berlin"
  • Gemeinnützige Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS), Regionalstelle Berlin
  • Manuela Kämmerer (Programmleitung) Christine Florack (Programmleitung)
  • Tempelhofer Ufer 11
  • 10963 Berlin
Tel
030 / 25 76 76 -609 // -604
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