... Kulturpartnerin Daniela Bystron (Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin)

22. Mai 2017 | Berlin
© Anika Büssemeier

In welchem Bereich arbeitet Ihre Kulturinstitution?

Kunst – Gesellschaft – Museum: In diesem Spannungsfeld arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Bildung und Vermittlung bei den Staatlichen Museen zu Berlin im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin. Hier verantworte ich die Kunstvermittlung seit über 10 Jahren. Der Hamburger Bahnhof zeigt Werke von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart. Damit eröffnet er der Bildungsarbeit mit diversen Öffentlichkeiten vielfältige Anschlussmöglichkeiten an aktuelle Themen und Ansätze.

Wie sind Sie Kulturpartner des Programms Kulturagenten für kreative Schulen Berlin geworden?

Die Kurt-Tucholsky-Oberschule, mit der engagierten Kunstlehrerin und Kulturbeauftragten Grit Wöhlert, ist seit über 10 Jahren eine Partnerschule des Museums. Die Schule ist seit Beginn Teil des Programms. So konnten wir unsere Kooperation zwischen Schule und Museum ausbauen und verstetigen – zunächst durch die Unterstützung der Kulturagentin Mona Jas und später Karin Schreibeis. Einige Jahre später folgte eine weitere Kooperation mit der Erika-Mann-Grundschule im Wedding mit Unterstützung des kulturbeauftragten Lehrers Martin Kern und der Kulturagentin Anne Krause. Beide Kooperationen existieren noch und werden stetig weiterentwickelt.

Wie können Sie Ihre Expertise einbringen?

Bildungsprozesse konzipieren und planen, aktuelle Themen aus Kunst, Gesellschaft und Museum andocken und diese für die sehr verschiedenen Systeme von Schule und Museum anzupassen – das sind Dinge, die mir großen Spaß machen. Neben der inhaltlichen Beratung von Seiten des Museums schreibe ich einige Anträge, werbe um Finanzierungen, lade Künstlerinnen und Künstler und Kunstvermittelnde ein. Besonderen Spaß macht aber das gemeinsame Denken mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Künstlerinnen und Künstlern. Dann kommt Bewegung in die beiden Systeme.

Was ist das Besondere an der Zusammenarbeit mit Kulturagenten und Kulturagenten-Schulen?

Die am Kulturagenten-Programm teilnehmenden Schulen haben sich für etwas entschieden: Und zwar, dass sie sich längerfristig der Kulturellen Bildung öffnen wollen und damit auch ein Risiko eingehen können. Das ist eine super Grundlage, denn so gibt es vorweg eine klare Entscheidung von Seiten der Direktion, die in den beiden Schulen, mit denen wir arbeiten, immer volle Rückendeckung und intensives Interesse mitbringen. Damit ist die Offenheit gegenüber Experimenten und neuen, ungewöhnlichen Inhalten größer als bei manch anderen Schulen. Die Kulturagentinnen und Kulturagenten bringen große Kompetenzen, inhaltliches und strukturelles Wissen, insbesondere des Schulsystems mit. Das ist für uns als Museum sehr hilfreich. Das Scharnier ist vor allem in Planungs- und Moderationsprozessen sehr unterstützend. Eine dritte Person, die weder im einen noch im an-deren System steckt und von außen intervenieren und kritisch reflektieren kann, ist ein großer Zugewinn.

Was war Ihr schönstes Erlebnis im Programm als Kulturpartner?

Einen konkreten Gänsehautmoment habe ich nicht. Es sind die kleinen Situationen gepaart mit dem großen Ganzen. Wichtig für mich sind die gemeinsam verbrachte Zeit, das langfristige Miteinanderarbeiten und das daraus entstehende Vertrauen. Wenn eine Schülerin oder ein Schüler unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Kasse namentlich kennt, wie selbstverständlich in den Vermittlungsraum geht oder ein gesamter Planungstag mit Lehrerinnen  und Lehrern zu einem ungewöhnlichen Ausflug wird – das sind die Momente, die mich berühren. Vertrauen, voneinander lernen und Systeme langsam aufbrechen – das ist immer wieder spannend und passiert oft unbemerkt.

Mit welchen Programmschulen arbeiten Sie zusammen? Was macht die Zusammenarbeit mit diesen Schulen aus?

Die Kurt-Tucholsky-Oberschule in Pankow und die Erika-Mann-Grundschule im Wedding. Beide Schulen sind Schulen mit starken Direktorinnen, die dem Programm Rückendeckung geben. Sie ermöglichen viele ungewöhnliche Situationen und flexibles Arbeiten für ihre Lehrkräfte. Sie stehen Institutionen wie unserem Museum offen gegenüber. Die Kurt-Tucholsky-Oberschule ist mit unserem Projekt „Copy & Paste“ zu einer Art Parallel-Sammlung des Hamburger Bahnhofs geworden: Hier hängen mittlerweile über 80 kopierte Kunstwerke aus unserer Sammlung. Die Projektwochen erhalten durch den Künstler Markus Strieder und die Künstlerin Julia Rüther professionelle Unterstützung. Die Erika-Mann-Grundschule hat ein tolles Gebäude mit einer Upcycling-Werkstatt, die viele künstlerische und räumliche Freiheiten schafft und das Kollegium spiegelt diese Offenheit im Einlassen auf (künstlerische) Experimente. Ich freue mich auf weitere Laborsituationen, die in unseren beiden Systemen wirken und sie ein Stückchen mehr zusammenbringen und verändern.

Daniela Bystron ist seit 2006 wissenschaftliche Mitarbeiterin für Bildung und Vermittlung und für die Kunstvermittlung im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin und in der Neuen Nationalgalerie verant-wortlich. Sie studierte Kunstwissenschaft und Medienwissenschaften in Köln und Düsseldorf und Kunst- und Rehabilitationspädagogik in Köln und Zürich. Ihre Vermittlungs-Praxis teilt und reflektiert sie als Dozentin in diversen Lehraufträgen und Weiterbildungslehrgängen.


Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Berlin"
  • Gemeinnützige Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS), Regionalstelle Berlin
  • Manuela Kämmerer (Programmleitung) Christine Florack (Programmleitung)
  • Tempelhofer Ufer 11
  • 10963 Berlin
Tel
030 / 25 76 76 -609 // -604
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