Stärken sichtbar machen – Kulturagenten-Schulen in NRW erproben Kompetenznachweis Kultur

2. Juli 2013

Was passiert mit Schülerinnen und Schülern, wenn sie künstlerisch aktiv werden? Welche Fähigkeiten entwickeln sie in künstlerischen Projekten? Und wie können diese Prozesse dokumentiert und sichtbar werden? Viele der 30 Kulturagenten-Schulen in Nordrhein-Westfalen stellen sich bei der Entwicklung ihrer kulturellen Schulprofile diese Fragen. Die Anerkennung und Wertschätzung von Fähigkeiten, die Schülerinnen und Schüler in ihrem aktiven künstlerischen Tun zeigen, ist für die Schulen ein wichtiges Thema.Im Rahmen des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“ entwickeln die teilnehmenden Schulen vielfältige künstlerische Projekte, in denen die Schülerinnen und Schüler ganz verschiedene Stärken und Fähigkeiten erleben. Wie diese Stärken auch im Unterricht zum Einsatz kommen können und was das für ein künstlerisch-kulturelles Schulprofil bedeutet, darüber diskutieren die Kulturagentinnen gemeinsam mit ihren Schulen.

Eigene Diskursfähigkeit

Wenn Jugendliche in Kunst und Kultur aktiv sind, dann lernen sie nicht nur Theater zu spielen, ein Instrument zu beherrschen oder den technischen Umgang mit Medien. Sie entwickeln gleichzeitig Kreativität, Selbstbewusstsein, Toleranz oder Kritikfähigkeit. Der von der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung entwickelte Kompetenznachweis Kultur versucht diese Stärken in einem dialogischen Verfahren sichtbar zu machen. Jugendliche können diesen Dialog nutzen, um ihre eigenen Stärken kennen zu lernen und selbstbewusst einzusetzen.

Der Jugendliche im Mittelpunkt

Um dieses dialogische Verfahren in ihrer Schule verstärkt einzusetzen, hat beispielsweise das Kulturagenten-Schulnetzwerk Herten/Herne/Dorsten gemeinsam mit ihrer Kulturagentin und in Kooperation mit der Creativwerkstatt Herten eine Fortbildung zum Fachberater Kompetenznachweis Kultur organisiert. Insgesamt nehmen nun zehn Lehrerinnen und Lehrer von Kulturagenten-Schulen aus NRW an den zwei Fortbildungsmodulen teil. „Das Besondere an dem Verfahren des Kompetenznachweis Kultur ist der dialogische Prozess mit dem jeweiligen Schüler. Im normalen Schulalltag sind ähnlich intensive Gespräche mit einzelnen Schülerinnen und Schülern selten möglich. Die Selbsteinschätzung eines Schülers über seine spezifischen Fähigkeiten in einem Projekt wird im Gespräch nicht nur angehört und diskutiert, sondern sie fließt in die Formulierung des Stärkennachweises direkt mit ein“, betont Ariane Schön, Kulturagentin im Schulnetzwerk Herten/Herne/Dorsten.

Im Kulturagenten-Schulnetzwerk Herzogenrath/Übach-Palenberg gibt es ähnliche Entwicklungen. Auch hier planen alle drei Schulen, die Anwendung des Kompetenznachweis Kultur in ihr kulturelles Profil zu implementieren. Die Kulturbeauftragte der Europaschule Herzogenrath Imke Voigt ist überzeugt: „Die Auseinandersetzung mit Kultur in der Praxis, Kulturgeschichte, Kultursoziologie, Kulturmanagement und der Reflexion der eigenen kulturtheoretischen als auch der kulturpraktischen künstlerischen Arbeit ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Jugendlichen. Die Stärkung von Fähigkeiten und die Bescheinigung dieser, zeigt den Jugendlichen, welchen Weg sie gehen und wie sie sich entwickeln. Eine Bestätigung des kreativen Potenzials und den damit gewonnenen Fähigkeiten ist in unseren Augen auch ein wichtiger Faktor für das spätere Berufsleben.“

Neue Lernkultur

Der Wunsch, die Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler stärker zu fördern, ist ein wichtiger Motor der Schulen, um neue Wege der Lernreflexion zu erproben. Schülerinnen und Schüler zu fördern bedeutet auch, die unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten wahrzunehmen und entsprechend vielfältige Settings des Lernens bereitzustellen. Die vier Schritte des dialogischen Verfahrens von der Praxisanalyse über Beobachtung und Dialog bis hin zur Beschreibung liefern den notwendigen systematischen und praxisorientierten Rahmen. Voraussetzung für einen gelingenden Dialog über künstlerische Prozesse ist die Bereitschaft zum genauen Blick auf den einzelnen Jugendlichen und eine Vielfalt von kulturpädagogischen/künstlerischen Lern- und Lehrformen zuzulassen, die die Schülerinnen und Schüler unterschiedlich ansprechen und fordern.

Informationen zum Kompetenznachweis Kultur unter www.kompetenznachweiskultur.de


Kontakt

  • Landesprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen Nordrhein-Westfalen"
  • Arbeitsstelle "Kulturelle Bildung in Schule und Jugendarbeit NRW"
  • Küppelstein 34
  • 42857 Remscheid