Heimat ist da wo ich zu Hause bin

18. Oktober 2013

Seit zwei Schuljahren haben sich 30 Ganztagsschulen in NRW im Rahmen des bundesweiten Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“ auf den Weg gemacht, einen künstlerischen Schwerpunkt und/oder ein künstlerisch-kulturelles Profil zu entwickeln. Eine Reise, die gekennzeichnet ist von Entdeckungen am Wegesrand, an Kreuzungen, auf Umwegen, an Weggabelungen, auf Schnellstraßen, auf Wanderwegen… Unterschiedliche Routen führen zu dem Ziel, mehr Schülerinnen und Schülern Teilhabe an Kunst und Kultur zu ermöglichen. Los ging’s in vielen Schulen mit Fragen wie „Wo leben wir?“, „Wo kommen wir her?“ und „Was können Kunst und Kultur für mein Leben bedeuten?“. Die Frage nach der eigenen Identität und Lebenswelt war für viele Schulen in NRW ein wichtiger Ausgangspunkt. Dies spiegelt sich auch in zahlreichen Kunstgeldprojekten wider, die im Rahmen des Programms bis jetzt durchgeführt wurden.

Drei Beispiele: Die Rosa-Parks-Gesamtschule Herten, die Martin-Luther-King-Gesamtschule Dortmund und die Geschwister-Scholl-Realschule Münster haben die Auseinandersetzung mit ihrer Heimat und ihrem Lebensort auf unterschiedlichen Wegen künstlerisch erforscht.

Schülerinnen und Schüler der Rosa-Parks-Gesamtschule in Herten haben in dem künstlerischen Projekt „Temporary Home“ eine urbane Stadterkundung und detailreiche Spurensuche in die eigene Stadt unternommen und Herten aus einer ungewohnten Perspektive betrachtet. Was passiert, wenn ich meinen vertrauten Weg verlasse? Was entdecke ich? Gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv Ponte Courage und dem Musiker Sebastian Maier sind drei kreative Teams entstanden: Eine Fotogruppe hat sich auf die Suche nach der richtigen Perspektive gemacht und ungewöhnliche Details in ihrer Stadt Herten gefunden. Eine weitere Gruppe hielt das Mikrofon in die Natur, in die Ladenlokale und interviewte Passanten. Es entstand ein eigenwilliges Geräuschbild der Stadt. Und dann wäre da noch das Filmteam, das mit seinen Kameras die bewegten Bilder einfing. Sie alle suchten urbane Orte, an denen sich die Wege der Menschen kreuzten, Orte, die Kommunikation fördern, Orte, die kommunikationsfeindlich sind. Der urbane Ort als Unort: ein Raum, in dem sich „Zuhause fühlen" auch als „Fremdsein" erfahren lässt. Klangkunst und Medienkunst fanden in der abschließenden Installation zusammen und ergaben ein vielfältiges Bild von besuchten Orten als Sinnbild des Lebens.

„Unsere Schule – unsere Welt"

In dem Projekt „Unsere Schule – unsere Welt" haben Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-Gesamtschule Dortmund ihr eigenes Lernumfeld kreativ und fantasievoll gestaltet und künstlerische Statements, die die Schule dauerhaft und sichtbar verändern werden, entwickelt und präsentiert. Am Projekt waren alle vier Klassen des 5. Jahrgangs beteiligt, die sich wie bei einem Staffellauf in einem zweimonatigen Rhythmus ablösten. Das Gestaltungsvorhaben bezog sich auf den Eingangsbereich des 5. und 6. Jahrgangs. Die Schüler haben sich dabei künstlerisch mit ihrer Lebenswelt auseinandergesetzt und verschiedene Orte des Schulgebäudes bespielt. Gemeinsam mit dem Künstlerinnenkollektiv Schönspur verwandelten sie sich und die Orte mit verschiedenen Materialen und Requisiten und inszenierten kunstvolle Szenen. Die so entstandenen Werke und Fotografien wurden auf großen Tafeln aufgehängt und prägen nun dauerhaft das Schulgebäude. Dieses Gestaltungsprojekt soll als Initialzündung für die Gestaltung der beiden anderen Schulgebäude der älteren Schüler der Oberstufe wirken, die in Zukunft ebenfalls künstlerisch bespielt werden sollen.

„Heimat… ist da, wo ich zu Hause bin“

„Heimat… ist da, wo ich zu Hause bin“ ist das Leitthema, das über dem einjährigen Filmprojekt an der Geschwister-Scholl-Realschule in Münster stand. Dabei wurde ein Filmvorhaben von der Recherche bis zur Postproduktion realisiert. Das Projekt knüpft an die Erlebniswelten der Schülerschaft an – in denen sich auch die Migrationsgeschichten des Stadtteiles widerspiegeln. Unter Leitung der Dokumentarfilmerin Katrin Schnieders haben sich die Schülerinnen und Schüler in eigenen Filmbeiträgen mit dem Thema Heimat auseinandergesetzt. In diesem Prozess haben sie sowohl die inhaltlichen Zugänge und Schwerpunkte selbst gewählt, als auch die filmkünstlerischen Darstellungsformen festgelegt. Auf diese Weise entstanden „Film-Kapitel" in unterschiedlichen Genres wie z.B. Animation, Dokumentar- oder Experimentalfilm, die anschließend zu einem Gesamtwerk zusammengefügt und präsentiert wurden.

Die vorgestellten Projekte sind Teil von bis jetzt insgesamt 179 beantragten künstlerischen Projekten der am Programm beteiligten 30 Schulen aus NRW, die mit insgesamt rund einer Million Euro gefördert wurden. Ausgehend von den Projekten entwickelten die Schulen gemeinsam mit ihrer Kulturagentin einen sogenannten Kulturfahrplan, der die bereits bestehenden und zukünftigen Strukturen für kulturelle Bildung in der Schule sichtbar macht. Darin werden Meilensteine auf dem Weg zur „kreativen Schule“ formuliert sowie Projekte und Kooperationen mit Kultureinrichtungen dokumentiert.

 

Kontakt:

Landesbüro Nordrhein-Westfalen „Kulturagenten für kreative Schulen“
Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.
Mareike Berghaus, Referentin
Küppelstein 34
42857 Remscheid
Tel 02191 / 794 254
nrw@kulturagenten-programm.de


Kontakt

  • Landesprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen Nordrhein-Westfalen"
  • Arbeitsstelle "Kulturelle Bildung in Schule und Jugendarbeit NRW"
  • Küppelstein 34
  • 42857 Remscheid