Schülerbeteiligung bei der Entwicklung von Gesamtkonzepten Kultureller Bildung

6. März 2014

Im Kontext eines kulturellen Schulprofils kann die Partizipation von Schülerinnen und Schülern an unterschiedlichen Ebenen ansetzen: z.B. die Beteiligung bei der gemeinsamen Entwicklung von künstlerischen Angeboten mit Kulturpartnern, die Beteiligung an organisatorischen Prozessen in kulturellen Projekten sowie die Beteiligung bei der Entwicklung eines Gesamtkonzepts kultureller Bildung für die ganze Schule. Das Modellprogramm „Kulturagenten für kreative Schulen“ verfolgt unter anderem das Ziel, Kunst und Kultur als festen Bestandteil des Alltags von Kindern und Jugendlichen zu etablieren. Dass die Partizipation von Schülerinnen und Schülern dabei eine wichtige Rolle spielt, zeigen zahlreiche Schulen aus Nordrhein-Westfalen, die seit 2011 am Kulturagenten-Programm teilnehmen.

 

Viele Schulen haben sich auf diesen Weg gemacht und sich vor allem die Frage gestellt: Wie können wir eine verantwortungsvolle Beteiligung von Schülerinnen und Schülern an der Entwicklung einer Gesamtkonzeption Kultureller Bildung in unserer Schule erreichen?

 

Besonders anschaulich ist die Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern an Entwicklungsprozessen im Schulnetzwerk Aachen/Alsdorf gelungen. In der Maria Montessori Gesamtschule ist es beispielsweise ein wichtiges Ziel, die Entwicklung und Bildung des Menschen und damit aller Beteiligten in der Schule in einem umfassenden Sinne zu ermöglichen. Dies befördert Beteiligungsstrukturen auch bei der Entwicklung des kulturellen Profils in besonderem Maße. Um der Schülerperspektive in allen Bereichen Gewicht zu geben, haben einzelne Schülerinnen und Schüler die Rolle als Kulturbotschafter ihrer Schule übernommen. Die Kulturbotschafter tragen wesentlich dazu bei, die kulturelle Bildung innerhalb der Schule fest zu verankern. In der regelmäßig tagenden Kulturwerkstatt sind sie aktiv am Entwicklungsprozess beteiligt und entwickeln gemeinsam mit der Schulleitung, der kulturbeauftragten Lehrerin und weiteren schulischen Akteuren kulturelle Projekte und Angebote. Sie bringen ihre Ideen ein, sind ernstzunehmende Beteiligte im Gesamtprozess und vertreten die Schule in diesem Sinne auch nach außen. So waren die Schülerinnen und Schüler aller drei Schulen im Netzwerk an der Entwicklung des Kulturfahrplans, einem Qualitätsentwicklungsinstrument des Kulturagenten-Programms, beteiligt.

 

Darüber hinaus haben Schülerinnen und Schüler der drei Kulturagenten-Schulen im Netzwerk Aachen/Alsdorf das „Schülernetzwerk Kultur“ gegründet. Ziele dieses Netzwerks sind der Austausch von Ideen und die Planung gemeinsamer Projekte auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Die Einladung einer Delegation von Schülerinnen und Schülern aus dem Netzwerk Aachen/Alsdorf in den Bundestag und zur Diskussion mit der Geschäftsführung des Kulturagenten-Programms im Juni 2014 konnte die Gruppe bereits bewirken. Die Kulturagentin Monika Nordhausen hat bei der Begleitung der Schulen im Netzwerk Aachen/Alsdorf von Beginn an einen besonderen Schwerpunkt auf die Perspektive von Schülerinnen und Schülern gelegt und versteht Partizipation als Grundprinzip ihrer Arbeit. Gemeinsam findet sie im Dialog mit den Schülerinnen und Schülern neue Wege, um die nicht immer leichte Aufgabe der Motivation und Koordination übernehmen zu können. Sie moderiert den Beteiligungsprozess als unabhängige Ansprechpartnerin und Moderatorin für Schüler, Lehrer und Eltern. „Ohne diese Moderation würde es wahrscheinlich wesentlich weniger Austausch auf Augenhöhe geben können, da fehlende Zeit und Zwänge immer wieder wachsende Strukturen und Neuerungen im Umgang miteinander behindern. Wichtig ist es nun, diese aufgebauten Strukturen und das hohe Motivationspotential über das Programmende hinaus zu erhalten. Dabei sehe ich meine Aufgabe darin, motivierte Personen im Umfeld der Schule zu finden, die gemeinsam mit den Schülern, Lehrern und Eltern den beschrittenen Weg weiterführen und ausbauen können und die so wichtige Moderationsarbeit in den Sitzungen und Gesprächen übernehmen können.“

 

Auch die Erich Kästner Gesamtschule Duisburg Homberg legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Beteiligung von Schülern bei der Entwicklung ihres kulturellen Schulprofils. Schulleiter Günter Terjung erhofft sich von der Teilnahme am Kulturagenten-Programm eine Erweiterung der Lernhorizonte bei Schülern und Lehrern: „Musisch-künstlerische Angebote fördern die Kreativität der Lernenden und Lehrenden und setzen Energien frei auch für die Wahrnehmung der eher traditionellen Lernangebote. Die Beteiligung von externen Künstlern ermöglicht uns den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus in den bedeutsamen Erfahrungsbereich kreativer Betätigung und Entfaltung.“ Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern dabei eine aktive Rolle zuzugestehen, sie mitzunehmen und vielfältige Gestaltungsräume für ihre Mitwirkung zu schaffen. Dabei geht es immer auch darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, die Interessen aller ernst zu nehmen und Prozesse aktiv zu gestalten. Initiiert durch das Kulturagenten-Programm nehmen Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner Gesamtschule regelmäßig an den Sitzungen der Arbeitsgruppe Kultur teil. Der Wunsch der Schülerinnen und Schüler nach direktem Austausch mit Künstlern, Lehrern und Eltern gab den Impuls dafür, in einem „Kulturcafe“ gemeinsam neue Projekte zu entwickeln und zu diskutieren. Die kulturbeauftragte Lehrerin der Schule, Sabine Demes, ist überzeugt, dass das Kulturagenten-Programm großes Potenzial für die Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern birgt: „Das Kulturagenten-Programm ist für unsere Schülerschaft, die sich in den letzten Jahren stark verändert hat, eine große Chance. Wir beobachten zunehmend, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler in ihrem Umfeld kaum Zugang zu Kunst und Kultur erhalten. Durch eine feste Verankerung von künstlerisch-ästhetischen Angeboten im Schulalltag können wir als Schule einen Beitrag zu besserer Teilhabe leisten. Dabei spielt die Zusammenarbeit mit professionellen Künstlern und außerschulischen Kulturinstitutionen eine große Rolle. Die Auseinandersetzung mit künstlerischen Ausdrucksformen ermöglicht Schülerinnen und Schülern nicht nur in einen Prozess der Selbsterkenntnis einzutauchen, sondern auch in einen Wissenserwerb der anderen Art.“

 

Am Modellprogramm „Kulturagenten für kreative Schulen“ beteiligen sich in Nordrhein-Westfalen insgesamt 30 Ganztagsschulen der Sekundarstufe I. Gemeinsam mit einer von insgesamt zehn Kulturagentinnen entwickelt jede Schule ein individuelles Gesamtkonzept kultureller Bildung, um möglichst vielen Schülerinnen und Schülern Teilhabe an Kunst und Kultur zu ermöglichen. Die Kooperation mit Kulturinstitutionen, kulturpädagogischen Einrichtungen sowie Künstlerinnen und Künstlern ist dabei fester Bestandteil. Daneben tauschen sich jeweils drei Schulen in Netzwerken aus und erhalten dadurch weitere Impulse für ihre Entwicklungen. Die „Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung“ begleitet die Entwicklungsprozesse als Fachpartner und führt regelmäßig Qualifizierungen für die Kulturagentinnen und kulturbeauftragten Lehrerinnen und Lehrer durch.

 

 

Kontakt:


Landesbüro Nordrhein-Westfalen „Kulturagenten für kreative Schulen“

Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.
Mareike Berghaus, Leitung
Küppelstein 34
42857 Remscheid
Tel 02191 / 794 254
E-Mail: nrw@kulturagenten-programm.de

Kontakt

  • Landesprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen Nordrhein-Westfalen"
  • Arbeitsstelle "Kulturelle Bildung in Schule und Jugendarbeit NRW"
  • Küppelstein 34
  • 42857 Remscheid