Kreative Schulen mit kreativen Partnern – Kooperationen mit Kulturinstitutionen in NRW

31. Mai 2014

Ein wesentliches Ziel des Kulturagentenprogramms liegt im Auf- und Ausbau von Kooperationen zwischen Schulen und Kulturinstitutionen. Aber wie findet man die richtigen Partner? Was braucht es, um Kooperationen lebendig werden zu lassen und gute künstlerische Projekte in die Tat umzusetzen? Und wie kann eine gute Zusammenarbeit zwischen den Partnern langfristig gelingen? …


Diese Fragen beschäftigen die 30 Ganztagschulen des Modellprogramms „Kulturagenten für kreative Schulen“ in NRW. Wie Kooperationen sowohl von Seiten der Schule als auch von Seiten der Kultureinrichtung gelingen können, das berichten die Kulturagentin Nadine Frensch, die das Netzwerk Mülheim a. d. Ruhr/Essen betreut, die Kulturbeauftragte Ingrid Amelung und der Standortleiter des LWL-Industriemuseums Henrichshütte Hattingen Robert Laube. Sie beschreiben, wie sich im Rahmen des Kulturagentenprogramms die Kooperation zwischen dem LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen mit der Realschule Stadtmitte Mülheim a. d. Ruhr und der Parkschule Essen im letzten Jahr entwickelte.

 

Landesbüro NRW: Wie gestaltet sich die Kooperation zwischen dem LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen mit der Realschule Stadtmitte Mülheim a. d. Ruhr und der Parkschule Essen?

 

Nadine Frensch: Wir möchten im gleichen Maße das LWL-Museum als Institution und außerschulischen Lernort als auch die Schule als Ort einbinden, an dem die Künstlerinnen und Künstler selbstverständlich arbeiten. Bei zwei Projekten haben wir inhaltlich zu einer großen Ausstellung gearbeitet, die im Museum von Mai bis November 2014 läuft: ‚Stahl und Moral. Die Henrichshütte im Krieg 1914-1945’. Das andere Projekt ‚Der grüne Weg’ setzt sich mit der natürlichen Umgebung auseinander. Hier werden Pflanzen gesammelt und zu Farben verarbeitet, die man aufgrund der Besonderheiten der Industriebrache nur hier findet.

 

Landesbüro NRW: Wie wurde diese Kooperation bisher umgesetzt?

 

Nadine Frensch: Im Vorfeld fanden zunächst Gespräche zwischen Sonja Meßling, der Projektkoordinatorin für die o.g. Ausstellung des Museums und mir als Kulturagentin statt. Hier wurden die Besonderheiten der einzelnen Schulen sowie die Interessen der Kulturinstitution erörtert. Gemeinsam mit den Kulturbeauftragten der Schulen und Künstlern wurden Konzepte erarbeitet, von denen wir hofften, dass sie sowohl den Erwartungen der Kulturinstitutionen, der Schulen als auch der Künstler entsprechen. In der Praxis kann dies nur in Verbindung mit der Schulleitung und den Lehrerinnen und Lehrern umgesetzt werden. Die Ergebnisse der Projekte fließen in die weiteren Gespräche ein und bilden idealerweise die Basis für eine langfristige Zusammenarbeit, die in Form von Kooperationsverträgen festgehalten werden soll. Dies ist von beiden Seiten gewünscht und zeigt die professionelle Herangehensweise. Zugleich ist das Vertrauen der Partner gestärkt. Das LWL-Museum bietet den Schulen auch eine großartige Plattform, indem es ermöglicht, die künstlerischen Resultate z.B. im Rahmen der Ausstellung ‚Stahl und Moral’ einem großen Publikum zu präsentieren.

 

Landesbüro NRW: Welche Faktoren begünstigen die Kooperation für beide Seiten und ermöglichen Nachhaltigkeit?

 

Nadine Frensch: Schon zu Beginn der Gespräche über eine mögliche Kooperation haben beide Seiten klar ihre Ziele abgesteckt und sich folgende Leitfragen gestellt: Was ist machbar? Wie können wir das Ganze vor allem in Hinblick auf die unterschiedlichen Gegebenheiten in Schule und Kulturinstitution praktisch umsetzen und darüber hinaus in eine Vereinbarung bringen? Fokussiert wurden zunächst Projekte in Hinblick auf die Ausstellung ‚Stahl und Moral’. Während der Planungsgespräche und auch im Rahmen der Projektlaufzeit entstanden zudem viele Ideen für Folgeprojekte. Obwohl beide Schulen nicht in unmittelbarer Nähe zum LWL-Museum liegen und somit die direkte Anbindung nicht gegeben ist, war es umso erfreulicher, dass alle das gemeinsame Projekt durchführen wollten. Das LWL-Museum hat sich auch bei der künstlerischen Planung im Vorfeld engagiert: Mit den Museumspädagoginnen Alrun Jahn und Birgit Ehses sowie der Fotografin Sabine Korth stellte uns das Museum Künstlerinnen und Kulturvermittlerinnen zur Verfügung, die eine Schnittstelle zwischen Schule und Kulturinstitution darstellten. Sie arbeiteten über einen langen Zeitraum mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrerinnen und Lehrern zusammen. Auch an der Finanzierung der Honorare und der Materialien hat sich das Museum beteiligt. Ich freue mich, dass das LWL-Museum bereits nach wenigen Gesprächen bereit war, eine in jeder Hinsicht präsente Rolle im Rahmen einer Kooperation einzunehmen. Dies ist im Hinblick auf die Vermittlerposition, die ich als Kulturagentin zwischen Schule und Kulturinstitution einnehme, eine sehr positive Erfahrung! Es besteht von beiden Seiten das ernsthafte Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit und beide Seiten bringen Ressourcen ein. Die Schulen haben aus meiner Sicht einen sehr verlässlichen Partner gefunden. Dies wird sich für die Zukunft sicher auch in den geplanten Kooperationsvereinbarungen niederschlagen.

 

Landesbüro NRW: Und welche Faktoren machen die Kooperation aus Sicht des LWL-Industriemuseums erfolgreich?

 

Robert Laube, Standortleiter LWL-Industriemuseum Henrichshütte Hattingen: Dem LWL-Industriemuseum ist die nachhaltige Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen besonders wichtig. Durch den gezielten Aufbau eines Netzwerks mit festen Ansprechpartnern in der Schule verfolgen wir dieses Ziel mit großem Erfolg! Die Zusammenarbeit macht einfach Spaß und gemeinsame Erfolge motivieren zu immer neuen Projekten. Die Nachhaltigkeit ergibt sich damit aus den gemeinsamen Erfahrungen und Zielen im Team aus Kulturagentin, Vertretern der Schulen und von uns als LWL-Industriemuseum.

 

Landesbüro NRW: Welche Resonanz gab es von Seiten der Schülerinnen und Schüler auf die Kooperation?

 

Ingrid Amelung, Kulturbeauftragte der Realschule Stadtmitte Mülheim a. d. Ruhr: Wichtig ist uns als Schule, den Schülerinnen und Schülern durch themenübergreifende Angebote zu ermöglichen, Zusammenhänge zu erkennen und praktisch umzusetzen. So wurde beispielsweise auf den Brachen des Industriegeländes nach seltenen Pflanzen gesucht, aus denen im Labor der Henrichshütte Farben hergestellt wurden und mit denen in der Schule gefärbt wurde. Für die Schülerinnen und Schüler war dies eine nichtalltägliche Erfahrung. Das galt auch für das Kennenlernen des Luftschutzschachtes, wodurch die Schülerinnen und Schüler unmittelbar mit der Vergangenheit konfrontiert wurden. Sie erlebten Geschichte in einer ihnen bisher nicht bekannten Form und erhielten die Möglichkeit, das Erlebte auch gestalterisch umzusetzen. All das sind Erfahrungen, die den Aufenthalt in der Henrichshütte zum Erlebnis machen und dazu beitragen, dass aktiv gelernt wird.

 

Grundlegende Gelingensbedingung für eine tragfähige Kooperation zwischen Schule und Kulturinstitution ist also eine frühzeitige und regelmäßige Kommunikation zwischen den Partnern. Dass dies gelingen kann, zeigen die landesweit über 120 Kooperationen zwischen Schulen und Kulturinstitutionen verschiedener Kunstsparten, die im Zuge des Programms bislang bereits entstanden sind. Deren Ausbau und Festigung zugunsten einer für beide Seiten nachhaltigen Zusammenarbeit steht im Fokus des aktuellen Handelns. Die Zusammenarbeit u.a. mit Museen, Theatern, Tanztheatern und Zirkussen ermöglicht zahlreiche Angebote für Schülerinnen und Schüler sowohl im Unterricht als auch in außerunterrichtlichen Formaten und schafft in partizipativen Prozessen mit Schülerinnen und Schülern sowie und Lehrerinnen und Lehrern ganzheitliche Lern-, Lebens- und Erfahrungsräume.

 

Kontakt:

Landesbüro Nordrhein-Westfalen „Kulturagenten für kreative Schulen“

Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V.
Küppelstein 34
42857 Remscheid
Tel 02191 / 794 253
E-Mail nrw@kulturagenten-programm.de

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  • Landesprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen Nordrhein-Westfalen"
  • Arbeitsstelle "Kulturelle Bildung in Schule und Jugendarbeit NRW"
  • Küppelstein 34
  • 42857 Remscheid