„Künste gehören in die Mitte der Gesellschaft – und damit auch in die Schule“

10. Februar 2015
Foto: Wolf Sondermann

Beim Fachtag „Den Künsten Räume geben – Strukturelle Verankerung kultureller Bildung an Schulen“ des Landesbüros Nordrhein-Westfalen „Kulturagenten für kreative Schulen“ am 12. Dezember 2014 in der Akademie Remscheid haben Fachleute aus Schule und Kultur beraten, wie erprobte Ansätze und Erfahrungen aus verschiedenen Bundes- und Landesinitiativen die Verankerung kultureller Bildung an Schulen weiter voranbringen können.

„Künste gehören in die Mitte der Gesellschaft – und damit auch in die Schule“. Dies erklärte Sybille Linke, Programmleitende Geschäftsführerin des Modellprogramms „Kulturagenten für kreative Schulen“ zum Auftakt des Fachtags. „Es ist es ein Unding, dass wir darüber reden müssen, dass Künsten Räume gegeben werden müssen – das sollte selbstverständlich sein!“ Doch damit kulturelle Bildung in der Schule nicht nur zufällig gelinge, bräuchten die Schulen eine strukturelle Unterstützung: Dazu gehöre die Stärkung der künstlerischen Schulfächer ebenso wie Impulse von außen, wie sie beispielsweise von Kulturagenten ausgehen können. Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter zahlreiche Vertreterinnen von Schulen, (Jugend-)Kultureinrichtungen und Kommunen, verfolgten Vorträge und diskutierten in Arbeitsgruppen über Wege zur „Strukturellen Verankerung kultureller Bildung an Schulen“.

An insgesamt sieben Thementischen diskutierten Fachleute aus Schule und Kultur gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihre Praxiserfahrungen zu einzelnen Bausteinen einer kulturellen Schulentwicklung sowie der Kooperation von Schulen und Kulturpartnern aus NRW zu den Themen: „Potenziale externer Beratung und Moderation für kulturelle Schulentwicklung“, „Steuerung kultureller Schulentwicklung in der Schule und Schülerbeteiligung“, „Kooperation zwischen Schule und Museum“, „Kulturelle Bildung als Gesamtkonzept der Kulturschule Weierheide in Oberhausen“, „Musik als Medium und Motor für einen ganzheitlichen Schulentwicklungsprozess“, „Forschendes Lernen als Basis für die Verankerung kultureller Bildung“ sowie „Kommunale Verankerung kultureller Bildung in Schule!“

 

„Potenziale externer Beratung und Moderation für kulturelle Schulentwicklung“

Ein exemplarischer Blick in die Diskussionen zweier ausgewählter Thementische zeigt die Notwendigkeit der Intensivierung des Fachaustauschs unterschiedlicher Akteure aus dem Arbeitsfeld kultureller Bildung.

So stellten beispielsweise Barbara Müller, Kulturagentin des Netzwerks Dortmund, Katrin Fuhrmann, Kulturbeauftragte der Martin-Luther-King-Gesamtschule, Martina Bracke, Referentin für kulturelle Bildung im Kulturbüro Stadt Dortmund sowie der Schauspieler und Tänzer Joeri Burger beim Thementisch „Potenziale externer Beratung und Moderation für kulturelle Schulentwicklung“ das umfangreiche Profil der Kulturagentin als Beraterin, Prozessbegleiterin und Moderatorin an der Schnittstelle von Kultur und Schule vor. Dabei bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen umfassenden Blick in die zentrale Rolle und Bedeutung der Kulturagentin als Bindeglied der unterschiedlichen Perspektiven und Interessen von Stadt, Lehrerschaft und Künstler. Zentrale Aufgaben der Kulturagentin sind die gemeinsame Entwicklung eines nachhaltigen fächerübergreifenden Angebots kultureller Bildung und die (Weiter-) Entwicklung künstlerischer Projekte sowie der Auf- und Ausbau der Kooperationen mit Kulturinstitutionen in Dortmund.

Aus Perspektive der Schule bedeutet der Mehrwert durch die Beratung und Moderation der Kulturagentin als Externe, dass sie aufgrund ihrer Profession Kontakte zu Künstlerinnen und Künstlern sowie zu Kultureinrichtungen mitbringt und neue Kontakte herstellt. Sie ist in der Lage, die Qualität des Kooperationspartners adäquat zu beurteilen. Einen wesentlichen Mehrwert sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer insbesondere in der Beratung der Beschaffung finanzieller Mittel und in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Wie die Diskussion zeigte, seien dies Bereiche, in denen oftmals von Seite der Schule fachliche Qualifikationen fehlen. Ebenso formulierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass im System Schule die Evaluation ein wichtiger, aber manchmal zeitlich schwer realisierbarer Aspekt sei. Hier ist die Hilfe der Kulturagentin, die die Evaluation immer wieder einfordert, hilfreich. Aus der Perspektive der Künstlerinnen und Künstler stellen insbesondere der Rückhalt und die organisatorische Unterstützung der Kulturagentin einen großen Mehrwert dar. Künstlerinnen und Künstler, so Joeri Burger, könnten sich so auf die eigentliche Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern konzentrieren. Aus der Perspektive der Kommune zeigte sich, dass das Potenzial der externen Beratung durch die Kulturagentin in der Schaffung nachhaltiger Strukturen vor Ort liege. Mit ihr gelinge die Vernetzung in die kulturelle Bildungslandschaft der Kommune.

 

Kulturelle Bildung als Gesamtkonzept

Dass die Identifikation mit dem Kulturprofil der Schule seitens der Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern kein Zufall ist, sondern mit strukturellen Maßnahmen, nämlich der Verankerung im schulinternen Curriculum einhergeht, zeigte sich am Beispiel des Thementisches „Kulturelle Bildung als Gesamtkonzept der Kulturschule Weierheide in Oberhausen“. Diesen begleiteten die Kulturagentin des Netzwerks Oberhausen, Anke Troschke, Hermann Dietsch, Schulleiter der Gesamtschule Weierheide in Oberhausen, die Kulturbeauftragten Stefan Bernert und Alischa Diana Leutner, sowie Anke Weingarte, Theaterpädagogin am Theater Oberhausen. Langfristige Partnerschaften mit Kulturinstitutionen und Künstlerinnen und Künstlern gehen über Projekte hinaus in die Schulstruktur und -kultur ein und erhalten damit eine Wirksamkeit, die ins Schulinnere und -äußere strahlen.

Verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Perspektiven auf kulturelle Bildung sind beim Fachtag „Den Künsten Räume geben – Strukturelle Verankerung kultureller Bildung an Schulen“ zusammengekommen und haben sich u.a. zu den Erfahrungen, die im Modellprogramm „Kulturagenten für kreative Schulen“ in NRW gemacht wurden, ausgetauscht. „Mit dem Kulturagentenprogramm wurde mit einer größeren Anzahl von Schulen bewiesen, dass Schulen auch anders sein können. Damit wurde ein neuer Akzent in die Debatte über Schulentwicklung eingebracht. Es wurde gezeigt, wie Lernen und Lehren erfolgreich gestaltet werden können, wie aus der Schule aus einem Haus des Lernens eine attraktive Lebenswelt für alle Beteiligten werden kann. Kulturschulen sind zudem ein erfolgreiches Anwendungsfeld neuer Lerntheorien. Nunmehr kommt es darauf an, die gemachten Erfahrungen aufzubereiten zu verbreitern und zu vertiefen.“, wie Prof. Dr. Max Fuchs in seiner Abschlussreflexion zum Fachtag formulierte.


Kontakt

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