NRW: Vier Jahre Kulturagentenprogramm - Was bleibt?

4. Juli 2015
Foto: Regina Nizamogullari

Ein Resümee mit Blick auf die Praxis aus dem Landesbüro NRW bei der BKJ

Nach vier Jahren Kulturagentenprogramm in NRW stellt sich die Frage, was konnte das Programm konkret bewirken? Welche Erkenntnisse hinsichtlich einer langfristigen Verankerung von kultureller Bildung in Schule lassen sich ziehen? In vier Jahren der Entwicklung, Erprobung und Reflexion wurden von den Beteiligten Schulen viele kleine und große Schritte – über Einzelprojekte hinaus – hin zur strukturellen Verankerung von kultureller Bildung im Schulprofil gegangen. Dabei hat sich gezeigt: Wenn außerschulische und schulische Akteure zusammen arbeiten, ist dies herausfordernd und bereichernd zugleich.

Einerseits müssen alle Beteiligten bereit sein sich zu öffnen, zu hinterfragen und zu verändern. Andererseits befruchtet Kooperation: Verantwortung und Aufgaben können geteilt werden, Partner können von- und miteinander lernen.

Die beteiligten Schulen in NRW sind in der Regel nicht erst durch das Kulturagentenprogramm zu kulturellen Angeboten in ihren Schulen und der Kooperationen mit Kulturinstitutionen gekommen. Gerade in Nordrhein-Westfalen haben Landesprogramme wie „Kultur und Schule“ bereits vorher Einzelprojekte an der Schnittstelle gefördert. Das Kulturagentenprogramm bot den beteiligten Schulen aber die Möglichkeit, ihre bisherigen kulturellen Aktivitäten zu bündeln, zu reflektieren und letztlich systematisch in den Schulalltag zu integrieren und darüber hinaus Kooperationen mit Kulturinstitutionen, Künstlerinnen und Künstlern und der kommunalen Bildungslandschaft aufzubauen. Eines der ersten Instrumente, die im Rahmen des Programms entwickelt wurde, war daher ein Fragebogen, welcher zunächst der Bestandsaufnahme diente. Es folgten weitere Instrumente wie der schulbezogene „Kulturfahrplan“ zur Visions-, Zielentwicklung und systematischen Planung von langfristigen Angeboten. Im Zuge dessen sind vielfach Kulturarbeitsgruppen bzw. Steuerungsgruppen an den beteiligten Schulen entstanden. Zudem entstand bei allen Projektbeteiligten, aber vor allem bei den Schulen eine höhere Bereitschaft zur Reflexion von Projekten auch in ihrem Zusammenspiel mit Blick auf den Kulturfahrplan. Dadurch fand eine Qualitätssteigerung statt, da die Angebote hinsichtlich ihrer künstlerischen, pädagogischen und der Kooperationsqualität stärker von den Beteiligten unter die Lupe genommen wurden. Auch wurden durch das Programm die Angebote mehr in ihrem Zusammenhang gesehen, es wurde Neues probiert und bewusst und im Voraus Schwerpunkte gesetzt. Die bewusste Entscheidung der Schule und insbesondere der Schulleitung zur Entwicklung eines kulturellen Schulprofils führte dabei häufig zu einer höheren Wertschätzung von Arbeiten, Projekten und Akteuren im Bereich der kulturellen Bildung sowie der Künste in und mit Schule.

Im Rahmen des Programms entstanden darüber hinaus neue – teilweise auch fächerübergreifende – Angebote und Formate wie Themenklassen, Themenblöcke, Kulturtage oder Kulturprojektwochen sowie neue Fächer wie z.B. das kunstspartenübergreifende Fach „KReSCH“ an der Gesamtschule Weierheide, das den Schülerinnen und Schülern Freiraum zur künstlerisch-kulturellen Entfaltung geben soll. Ebenfalls entstanden Kooperationsverträge mit Kultureinrichtungen über die Dauer von Einzelprojekten hinaus, z.B. in Dortmund mit dem Museum Ostwall im Dortmunder U oder in Aachen mit dem Stadttheater.

Die Kulturagentinnen waren von Anfang an bei diesen Entwicklungen sehr wichtige Mittler, Begleiter, Berater, Moderatoren, Kuratoren und Brückenbauer zwischen den Akteuren aus Kultur und Schule. Ebenfalls nahmen die kulturbeauftragen Lehrerinnen und Lehrer eine wichtige Rolle ein, die innerhalb der Schulen die Kulturagentinnen unterstützten und Sprachrohr zum Kollegium und zur Schulleitung waren.

Wo es gelingt, kulturelle Bildung als festen Teil der Schulkultur, des Profils und des Identifikationsmomentes mit der Schule zu verankern, spinnt sich neben der Schulleitung, den Kulturagenten, den Kulturbeauftragten und den Kulturpartnern ein ganzes Netz von mitwirkenden Akteuren: vom Hausmeister, dem Schulbibliothekar über das Kollegium, die Schülerinnen und Schüler sowie Eltern bis hin zu Akteuren aus der Kommune, des Bezirks oder des Landes. Begünstigend wirkt sich es sich da aus, wo sich auch die Kommune und die Bezirksregierung etwa im Rahmen von kommunalen Gesamtkonzepten für kulturelle Bildung stark machen und die unterschiedlichen Akteure und Aktivitäten in einer Region zusammendenken, Austausch ermöglichen und in Bildungslandschaften vernetzen.

Das Kulturagentenprogramm zeigt: Eine langfristige strukturelle Verankerung z.B. im Rahmen von Kulturfahrplänen kann nur in Koproduktion, im Zusammenspiel unterschiedlicher Partner gelingen. Alle Beteiligten inklusive der Leitungspersonen sollten dabei an einem Strang ziehen, sich gegenseitig wertschätzen und sich auf allen Ebenen gemeinsam für die kulturelle Profilierung der Schule engagieren, sich damit identifizieren und eine Kultur des Miteinanders entwickeln. 


Kontakt

  • Landesprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen Nordrhein-Westfalen"
  • Arbeitsstelle "Kulturelle Bildung in Schule und Jugendarbeit NRW"
  • Küppelstein 34
  • 42857 Remscheid