Vom 03.04.- 07.04.2017 begaben sich Jugendliche der Klasse 10 der TGS am Roten Berg in einen kulturellen Prozess, in dem sie Erfahrungen aus Geschichte, Sozialraum, ihrem persönlichen Leben sowie aus dem Wissen zu einem Gedenkort, der DDR-Geschichte vermittelt und Repressalien nicht Doktrin konformer Personen aufarbeitet, künstlerisch thematisieren. Nach Exkursionen in die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße sowie zu einem existierenden sozialistischen Wandbildes des Künstlers Erich Enge setzten sich die Teilnehmer mit der Kunst des Sozialistischen Realismus auseinander. Sie stellten die Bildsprache dieser Kunst, die heroisierte, auch ihrem Wissen um die Vorgehensweisen von DDR-Staatsdoktrin und Staatssicherheit gegenüber. Sie suchten auch in der Auseinandersetzung mit dem exemplarischen Wandbild nach Tendenzen einer authentischen Ästhetik und den Möglichkeiten der Künstler, sich dennoch individuell auszudrücken. Bevor die Jugendlichen dann eigene künstlerische Absichten verfolgten, eröffneten Fragen zur Funktion, zur Stilfreiheit und zum Wahrheitsgehalt der Kunst des Sozialismus einen inhaltlichen Diskurs. Die Auseinandersetzung mit dem DDR-Künstler Enge und seiner damaligen und heutigen Präsenz in Erfurt löste differenzierte Gedanken bei den Jugendlichen aus. Sie näherten sich gemeinsam mit der Museumspädagogin der Gedenk- und Bildungsstätte der Bildrezeption, indem sie das Wandbild des Gebäudekomplexes am Vilnius beschrieben, mit exemplarischen Werken des Sozialistischen Realismus aus dem Ausstellungsareal der Gedenk- und Bildungsstätte verglichen und Rückschlüsse zogen, inwieweit eine individuelle Formensprache zu DDR-Zeiten möglich war. Sie diskutierten auch die Wirkung des Wandbildes heute und hinterfragten den kulturellen Erhaltungswert. Wie mit Kunst der DDR-Diktatur kritisch rezipierend, als Zeitzeugnis wertschätzend und damit konservierend umgegangen wird, wurde ebenso über die Museumspädagogin und die begleitende Restauratorin Julia Hurlbeck realisiert. Den individuellen Werksprozess, der sich eben nicht Vorgaben und schon gar nicht aus einer Doktrin heraus ergab, leitete der Künstler Marc Jung facettenreich an und ermutigte zu eigener Verwirklichung. Ergänzend emaillierten junge Gestalter mit dem Emailleur und Grafikdesigner Felix Schwager. Die künstlerischen Ergebnisse werden in der „Langen Nacht der Museen“ am 19.05.2017 in der kooperierenden Kulturinstitution präsentiert und danach in der Schule fest installiert.
Projektpartner: Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Judith Mayer/Museumspädagogin), Julia Hurlbeck (Restauratorin), Marc Jung (Freier Künstler), Felix Schwager (Grafikdesigner und Emailleur), Künstlerwerkstätten der Stadt Erfurt (Leiterin Grit Becher)
Kulturagentin: Uta Schunk