„Chronofile – Aufzeichnungen eines Tages“ – Eine Kooperation des Schlossplatztheaters mit den Schüler*innen (7. Jahrgang) der Anna-Seghers-Schule
Was sehe ich an diesem, meinem Tag? Was sind wiederkehrende Strukturen und einmalige Momente? Was ist das Besondere oder Eigenartige im Alltäglichen aus? Was macht einen Tag zu einem guten Tag?
Diese Fragen stellten sich die Schüler*innen des 7. Jahrgangs der Anna-Seghers-Schule. Im Rahmen von „Chronofile – Aufzeichnungen eines Tages“ erforschten die Schüler*innen an zwei Projekttagen (11. und 12.Oktober 2016) mit den Künstler*innen des Schlossplatztheaters ihren Alltag mit Hilfe von künstlerischen Mitteln und Methoden. Insgesamt wurden sechs Workshops mit unterschiedlichen künstlerischen Schwerpunkten (Theater, Tanz, Sound, Zeichnung, Rap, Fotografie) angeboten.
Die Idee des Chronofile stammt ursprünglich von Richard Buckminster Fuller – ein Universalgelehrter, der die Welt als Ganzes betrachtete. Er war Architekt, Designer, Ingenieur, Erfinder, Philosoph und Umweltschützer. Seine Forschungen richtete er auf den Erhalt unserer mit allen Ressourcen ausgestatteten Erde. Er betrachtete sie als Raumschiff, die mit hoher Geschwindigkeit durchs All fliegt. Leider wurde die Bedienungsanleitung nicht mitgeliefert, woraus sich das enorme Zerstörungspotential und viele Ungerechtigkeiten ergeben. So muss der Mensch selbst herausfinden, wie die Erde sich für uns alle am besten steuern lässt. Als ein „learning by doing“ – Forscher beobachtete er aufmerksam seinen Alltag und zeichnete alles in einem sogenannten „Chronofile-Tagebuch“ auf.
Diese Idee, einmal aufmerksam an einem Tag alles ungefiltert zu notieren, konnten die Schüler*innen bereits an einem Schultag vor dem ersten Treffen mit den Künstler*innen ausprobieren. Im Rahmen dieses ersten Projekttages am 21.September 2016 gab es die Möglichkeit sich über die bisherigen Beobachtungen auszutauschen und die Schwerpunkte der weiteren Zusammenarbeit gemeinsam zu entwickeln.
Am 12. Oktober 2016 fand in der Freiheit 15 in Köpenick eine Werkschau der einzelnen Workshops statt.
Workshops:
Workshop 1 / „Mein Tag – mein Theater“ (Leitung: Kai Schubert, Regisseur): Der spielerische, improvisatorische Umgang mit dem im „Chronofile“ gesammelten Ausgangsmaterial dient als Grundlage für die Erarbeitung von Szenen, bei denen die Worte nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. Na klar: Zum Theater gehört Sprache, aber genauso Bewegung, Rhythmus, Klänge …Mit diesen Mitteln wollen wir die „Aufzeichnungen eines Tages“ auf wiederkehrende Strukturen und einmalige Momente untersuchen.
Workshop 2 / „Mein Alltag im Bewegungslabor“ (Leitung: Patricia Woltmann, Choreografin): In diesem Bewegungs-Labor erforschen wir das Besondere, Eigenartige im Alltäglichen. Jede(r) wird hier zum Bewegungs-Forscher und -Erfinder. Ziel ist es, spielerisch Bewegungen aus dem Alltag zu finden und diese anders zu gebrauchen: Mit Hilfe von kleinen Photo-Snapshots halten wir die Bewegungen als Bild fest und entwickeln einen Katalog. Wir entwickeln zusammen eine kleine Choreographie. Querköpfe und -denker sind willkommen. Es sind überhaupt keine Vorkenntnisse nötig. Bitte Turnschuhe und bequeme Kleidung mitbringen.
Workshop 3 / "Mein Tag - mein Sound" (Leitung: Johannes Meißner, Musiker/Sänger/ Songschreiber): In diesem Workshop wird der Sound im Alltag unter die Lupe genommen. Ganz nach Buckminster Fuller's Zitat: "Neunundneunzig Prozent von dem, was wir sind, sind unsichtbar und unfassbar." In dem zwei tägigen Workshop probieren wir, uns vor allem mit den Sounds des Alltags zu beschäftigen. Einmalig spannend wie sehr der Ablauf dieses Alltags von dem abhängt was wir hören.
Workshop 4 / „Bilder eines Tages“ (Leitung: Angelika Ludwig, Malerin/ Grafikerin): Was sehe ich an diesem, meinem Tag? Was macht ihn besonders? Wir sammeln Skizzen, Farben, Formen, Fundstücke und Worte und verwandeln dieses Material in Malerei. Da kann es drunter und drüber gehen, die Farben des Tages lagern sich in Schichten ab, Fundstücke, Zeichen und Wortfetzen kommen dazu und verbinden sich zu einem Bild. Möglich ist auch durch den Tag als Comicfigur zu wandeln und/oder in ein Daumenkino einzusteigen.
Workshop 5 / „Perspektiv-Wechsel“ (Leitung: Frauke Menzinger, Fotografin): Der Alltag kann so alltäglich sein, ein Tag gleicht dem anderen und wir laufen im Hamsterrad. Aber manchmal kommt es eben auf die Perspektive an. Mit einer Fotokamera machen wir uns auf die Suche nach dem „anderen Blick“, machen kleines ganz groß, schauen aus der Vogel- oder der Froschperspektive – und schon ist unsere Wahrnehmung eine andere und der Alltag um so manche Perspektive reicher. Wem das noch nicht reicht kann die entstandenen Fotos zu neuen Alltagswelten zusammen collagieren.
Workshop 6 / „Tagesrhythmus“ (Leitung: Morten Butt und Tim Hesselbach): ,,I got to say it was a good day‘‘ Ice Cube. Mit Hilfe des von euch verfassten ,,Chronofiles“ werden wir gemeinsam Raps schreiben und vortragen. So werden wir den Rhythmus eines Tages unter die Lupe nehmen, verschiedene Tagesabläufe gegenüberstellen und vielleicht eine Antwort auf die Frage „Was macht einen Tag, zu einem guten Tag?“
Beteiligte:
Kunst- und Kulturpartner:
Schlossplatztheater Köpenick
Leitung: Birgit Grimm
Künstler*innen: Eva-Maria Reimer, Frauke Menzinger, Morten Butt, Tim Hesselbach, Angelika Ludwig, Johannes Meißner, Patricia Woltmann, Kai Schubert
Kulturagentin: Maja-Lena Pastor
Anna-Seghers-Schule:
Alle Schüler*innen und Lehrer*innen des 7. Jahrgangs
Kulturbeauftragte: Bastian Buchtaleck, Annett Friedrich, Ricarda Mikulcak