Raumspekulanten:
Was kann ein Ausstellungsraum für Kunst eigentlich alles sein? Schülerinnen und Schüler der Heinz-Brandt-Schule und der Kurt-Tucholsky-Schule entwickeln gemeinsam mit dem Kunstvermittlungskollektiv a7.außeneinsatz ihre eigenen Ideen und Visionen: Einen Wald hinein pflanzen? Die Halle fluten? Oder einfach dort einziehen? Sie skizzieren, spekulieren und verändern die Räume der KW durch performative Aktionen. Die Ideen und Ergebnisse des Workshops werden in einem öffentlichen Rundgang durch das Haus präsentiert. Im Rahmen des Projekts nehmen die Schülerinnen und Schüler selbst am 8. Mai 2013 die Rolle von Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittlern in Kooperation mit Schule und Kunstinstitution ein.
Eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst wird zum Ausgangspunkt für die Entwicklung performativer Vermittlungsformate. Begleitet durch das Team von a7.außeneinsatz erforschen die Schülerinnen und Schüler die Ausstellung und den Museumsraum auf einer Erfahrungs- und Wahrnehmungsebene. Im Zuge gemeinsamer Übungen zur Körperpräsenz, zur Raumwahrnehmung und in Interaktion mit der Kunst wird ein tieferes Verstehen und ein sich in-Beziehung-setzen mit der Kunst möglich.
Ziel des Projekts ist eine künstlerische Verortung der Teilnehmenden im Museumsraum und damit verbunden eine neue, positive Erfahrung mit Kunst und Museum. Sie setzen sich intensiv mit Kunst und deren Formen auseinander, suchen persönliche Bezüge und äußern sich kreativ und mit ihrer eigenen Stimme. Der Workshop fördert Kompetenzen, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, ästhetische Phänomene in Kultur und Alltag in ihrer Wirkung zu verstehen, zu nutzen und zu gestalten.
Der Workshop gliedert sich in vier Phasen und endet mit einer Abschlusspräsentation.
1. Begrüßung und Einführung in der Schule:
Im Rahmen des ersten Termins stellt sich das Team von a7.außeneinsatz mit dem geplanten Projekt den Schülerinnen und Schüler vor. Es finden erste Übungen zum Kennenlernen und künstlerische Raumerkundungen im vertrauten Schulraum statt. Es geht dabei um eine Sensibilisierung für den bekannten Raum, für das Bewegen im Raum und die Regeln, die der Raum vorgibt.
2. Beobachten und Rezeption:
Im Anschluss an das Kennenlernen in der Schule folgt ein erster gemeinsamer Ausstellungsbesuch. Von Anfang an geht es in diesem Projekt darum, den Museumsraum auf eine andere Art und Weise wahrzunehmen und sich anzueignen. Die Schülerinnen und Schüler schärfen in der direkten Auseinandersetzung mit der Kunst ihre Wahrnehmung für die Ästhetik und Wirkung der Kunstwerke. Zu Beginn wird in verschiedenen Modi beobachtet, was die Ausstellungssituation anbietet. Die Schülerinnen und Schüler sammeln ihre Eindrücke, wie z.B.: Wo zieht es mich spontan hin? Wie verläuft mein Weg durch die Ausstellung? Von wo aus kann ich andere Besucherinnen und Besucher besonders gut beobachten? Bei welchem Kunstwerk möchte ich stehenbleiben? Aus welchen ungewöhnlichen Positionen kann ich die künstlerischen Arbeiten betrachten? Es werden gemeinsam verschiedene Formen der Bewegung durch die Ausstellung erprobt: ganz schnell oder ganz langsam gehen, den Raum von ausgewählten Standorten aus beobachten oder sich gegenseitig blind durch die Ausstellung führen und die Kunstwerke beschreiben.
3. Aneignen und Reflektion:
Nach diesen Raumerfahrungen werden erste Assoziationen zu Kunstwerken gesammelt, z.B. einzelne Worte notiert und vor eine Arbeit gelegt, Gegenstände in Bezug zu der Kunst im Raum verteilt und sich als Gruppe körperlich in Position zur Kunst gebracht. Erste Bewegungsimprovisationen und körperliche Reaktionen auf die Kunst entstehen. Die Schülerinnen und Schüler positionieren sich als Gegenüber zu der Kunst und untersuchen inwiefern sich dadurch die Wahrnehmung der Kunst und des Ausstellungsraums verändert: Was macht es mit dem Kunstwerk, dass ich da bin? Was kann ich dem Kunstwerk hinzufügen? Darüber wird sich im Anschluss in der Gruppe ausgetauscht.
4. Produkion:
Die Schülerinnen und Schüler finden sich dann in Kleingruppen zu einzelnen künstlerischen Arbeiten zusammen und formulieren Fragen und Interessensschwerpunkte, die sich durch die gemeinsame Auseinandersetzung mit Kunst und Raum ergeben haben. Idealerweise ist das Museumspersonal offen für Fragen der Schülerinnen und Schüler aller Art in Bezug auf die Kunst und die Ausstellung.
In Begleitung der Performerinnen und Performern von a7 werden aus den Beobachtungen und gesammelten Materialien kurze performative Interventionen entwickelt. Mit künstlerischen Mitteln geben die Schülerinnen und Schüler Kommentare zu Kunst und Ausstellungsraum, führen Aspekte, die bereits in der Kunst angelegt sind auf eigene Weise fort oder zeigen ihre persönlichen Assoziationen. Sie erforschen so mit allen Sinnen Aspekte und Fragestellungen zu Kunstwerken, die sie interessieren und betreffen. Im Laufe dieses Prozesses ist die Gruppe sich gegenseitig Publikum und erprobt so kleine Aufführungssituationen, die zum Abschluss in Form einer öffentlichen Präsentation gezeigt werden können.
5. Präsentation:
Am letzten gemeinsamen Termin findet zum Abschluss des Projektes die Präsentation der performativen Interventionen statt. Eingeladen werden hierzu Familie, Freundinnen und Freunde, Lehrerinnen und Lehrer und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kunstinstitution.
Ein Projekt von a7. außeneinsatz / Kunstvermittlerinnenkollektiv: Judith Boegner, Greta Hoheisel, Maralena Schmidt, Margret Schütz
In Kooperation mit den KW / Chefkuratorin Ellen Blumenstein, Assistenz Anja Lückenkemper.
Mit Schülerinnen und Schülern der Heinz-Brandt-Schule und der Kurt-Tucholsky-Schule; den Kulturbeauftragten Alexandra Kersten und Grit Wöhlert, initiiert und begleitet von der Kulturagentin Mona Jas.