Kulturelle Profilbildung
Die ISS Bergmannstraße hat vor vielen Jahren begonnen mit Arena-Klassen zu arbeiten. Dieses Konzept sieht vor, die Schüler/innen in ihrer Persönlichkeit zu stärken und sie qualifiziert auf Ausbildung, Berufs- und Erwachsenenwelt vorzubereiten. Der Kerngedanke besteht in der Zusammenarbeit von LehrerInnen und SchülerInnen mit qualifizierten Fachkräften aus verschiedenen Berufs- und Lebensbereichen in fachübergreifenden Projekten in den so genannten Arenen. Die Arenen-Klassen haben unterschiedliche Schwerpunkte, die von den SchülerInnen entsprechend ihrer Neigungen und Stärken gewählt werden. 4 Stunden pro Woche arbeiten die SchülerInnen und LehrerInnen in den Arenen mit Dritten zusammen. Insgesamt findet die Arenenklasse 12 Stunden die Woche statt und sind jahrgangsübergreifende Klassenverbunde (7.-10.Klasse). In der Arena werden die SchülerInnen von zwei LehrerInnen betreut, die auch ihre KlassenlehrerInnen sind. Im Gegenzug werden die Inhalte des Rahmenplans in jahrgangsbezogenen Kursen für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch, Naturwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften, Sport und Bildende Kunst bearbeitet.
Als das Programm Kulturagenten für kreative Schulen, vertreten durch die Kulturagentin, gemeinsam mit dem Kulturbeauftragten und der Schulleitung der Schule über die kulturelle Vision der Schule nachdachte, formte sich der Wunsch, diese zwei unterschiedlichen Konzepte des Lehrens stärker miteinander zu verbinden.
Wir bauen uns ein Forum...
In Zusammenarbeit mit Schulleitung, Kulturbeauftragtem sowie dem Architekten und Künstler Stefan Endewardt und dem Experten für Demokratieentwicklungsprozesse Saiid Ismati fand an der ISS Bergmannstraße im Schuljahr 2011/12 der Entwurf für das halbjährig stattfindende Projekt „Wir bauen uns ein Forum…“ statt. Es war im Ganztagsbereich, für den 7. und 8. Jahrgang angesiedelt.
Ein Forum (lateinisch, Plural: Fora oder eingedeutscht Foren) war in den Städten des römischen Reiches ein Platz, der das politische, juristische, kulturelle und religiöse Zentrum des Ortes bildete. Das künstlerische Projekt „Wir bauen uns ein Forum...“ hat zum Ziel, einen Ort zu schaffen, an dem das gemeinsame und gemeinschaftliche Aushandeln von Regeln und Vorstellungen auf Grundlage einer gemeinschaftlichen Identität respektvoll möglich wird.
Das Forum ist ein Ort, der von den Schüler_innen selbst geschaffen wird und sich mit ihrer sozialen und strukturellen Situation auseinandersetzt. Es soll ein Werkzeug für die Schüler_innen sein, den "Lebensraum" Schule zu analysieren und mitzugestalten.
Hierfür soll mit den Schüler_innen ein Ort in der Schule geschaffen werden, der sowohl Raum für diese Aushandlungs- und Reflektionsprozesse bietet, der aber gleichzeitig in Form eines künstlerischen Archives ein Gedächtnis hat. In diesem Archiv soll Erarbeitetes mit Hilfe von künstlerischen Medien festgehalten und sichtbar werden.
Das Archiv basiert auf vier "Themen-Säulen", die den Lebensraum Schule reflektieren:
1. Schulgemeinschaft
2. Lernen = Zukunft
3. Schulraum
4. Das Aussen
1. Der Themenbereich Schulgemeinschaft thematisiert das konkrete soziale Zusammenleben in der Schule. Wie gehen Schüler_innen miteinander um und was bedeutet das für ihre Lernbedingungen? Welche Regeln braucht das Miteinander? Bietet die Gemeinschaft den sozialen Raum sich zu entwickeln oder sanktionieren die Schüler_innen-Schüler_innen und Schüler_innen-Lehrer_innen Beziehungen diese Entwicklung?
2. Der Themenbereich Lernen = Zukunft thematisiert den Zusammenhang zwischen dem Lernen und der individuellen Zukunft. Es geht zum einen um die Sichtbarmachung dessen, welche schulischen Qualifikationen welche Bedienungen schaffen, ein Berufsfeld zu wählen. Darüber hinaus geht es hier auch darum sich damit auseinander zu setzen, welche eigenen Vorstellungen die Schüler_innen mitbringen: was wünschen sie sich für ihr Leben, welche Ziele haben sie in der Schule, welche Voraussetzungen brauchen sie um sich ihre Lebenswünsche zu erfüllen?
3. Der Themenbereich Schulraum reflektiert die räumlichen Gegebenheiten auf dem Schulgelände. Fühlen sich die Schüler_innen in der Schule wohl? Wie ist die räumliche Situation in der Schule? Gibt es Bereiche in denen sie Angst haben, weil sie anderen Schüler_innen ausgeliefert sind? Gibt es genügend Orte für die Konzentration? Wie sieht es mit Hilfen zur Stressbewältigung aus.
4. Der Themenbereich Das Aussen thematisiert das Lebensumfeld ausserhalb der Schule. Was für Probleme gibt es mit den Eltern, Freunden und Bekannten sowie mit der räumlichen Situation ausserhalb der Schule, welche direkt oder indirekt auf die Situation in der Schule einwirken?
Das Forum sollte den Ausgangspunkt dafür bilden, mit- und untereinander ins Gespräch zu kommen, um die besagten Strukturen, Arena und Kurs, gemeinsam zu verändern. Der entstandene Ort, der als Forum v. 4 Säulen (Das Außen, Schulgebäude, Lernen & Zukunft, Schulgemeinschaft) getragen wird, bildete nach Abschluss des 1. Jahres verschiedene Ergebnisse ab: eine installativ-künstl. Raumgestaltung, inhaltl. Recherchen durch Fotografien, Texte, Collagen sind u.a. entstanden und in die Installation eingefügt worden.
Nach Beendigung des Projektes stellten wir dennoch fest, dass wir im Ganztagsbereich diese Vision nicht umsetzen können. Darüber hinaus, konnte der Raum, in dem die Struktur des Forums entstand, nicht weiter genutzt werden, wodurch wir die entstandenen Säulen im Folgejahr anderen Orten zuteilen mussten.