"Ja, aber Pippi", sagte die Lehrerin ungeduldig, "warum zeichnest du nicht auf dem Papier?" - "Das habe ich schon längst vollgezeichnet, aber auf dem lumpigen Stückchen Papier hat mein ganzes Pferd nicht Platz", sagt Pippi. "Gerade eben bin ich bei den Vorderbeinen, aber wenn ich zum Schwanz komme, muss ich wohl auf den Korridor rausgehen."
Immer wieder sind Pädagog_innen erstaunt über ihre Schulkinder, die in der experimentellen Arbeit mit Künstler_innen eigene Wege gehen. Kunst erweitert Grenzen & Spielräume, schafft Motivation & Selbstvertrauen. Was jedoch meist aus dem Blickfeld rückt ist, dass künstlerische Arbeit auch den Pädagog_innen neue Erfahrungen und Kompetenzen bringt.
Doch sind diese Erfahrungen meist solitär auf einen kurzen, wenn auch eindringlichen Moment reduziert. Der gewünschte Transfer in den Schulalltag bleibt dabei auf der Strecke. Die Scheu, die Erfahrung im Curriculum anzuwenden, ist groß, weil Gleichgesinnte fehlen. Das gilt z.B. für die Notwendigkeit von Teamarbeit in künstlerischen Arbeitsprozessen. Zu einer Multiplikationsleistung kommt es nicht.
Anschließend an einen Studientag haben wir mit dem Internationalen JugendKunst- und Kulturhaus Schlesische27 in einem 4-wöchigen Rhythmus je 4 Stunden künstlerische Forschung im Rahmen eines 10-monatigen Pädagog_nnenworkshops aktiv kennengelernt. Es wurde eine Arbeitsgrundlage entwickelt, die künstlerischen Strategien in den Schulalltag zu übertragen.
Dieser Prozess fand anfangs in den Räumen der Schlesischen27 in einem interdisziplinären Lernumfeld mit Künstler_innen und Expert_innen statt.
Im zweiten Modul konnten die Lehrer_innen sowie die Erzieher_innen im direkten Schulumfeld ihre Erfahrungen erproben, überprüfen und gegebenenfalls justieren.
Eine digitale Menükarte zur Darstellung nachhaltiger Strukturen im Rahmenkonzept, Lehrplan und Bildungspolitik wird aus den Erkenntnissen hervorgehen und ist gerade in der Arbeit.
Ziele
- kennenlernen von künstlerischen, insbesondere zeitgenössischen Ansätzen und Formaten (z. B. ästhetischen Forschungsmethoden)
- Implementierung und Ermöglichung künstlerischer Arbeitsformen in den curricularen Schulalltag, durch die professionelle Begleitung eine_r_s Künstlers_in ab Schuljahr 2013/14
- Entwicklung eines Lernortes (Labor- oder Werkstattcharakter) zur Anwendung und Erprobung der künstlerischen Strategien (langfristiges Ziel)
- Multiplikatoreneffekt (das Kollegium profitiert von der Fortbildung, da explizit eine MultiplikatorInnenausbildung im Rahmen der Fortbildung Möglichkeiten schafft das Gelernte weiter zu vermitteln, sowohl Lehrer_in - Lehrer_in, als auch Erzieher_in - Erzieher_in, als auch im Team: Lehrer_in - Erzieher_in)
- Teamteaching (Lehrer_in - Lehrer_in, Lehrer_in - Erzieher_in, Erzieher_in – Erzieher_in ist ein langfristiges Ziel)
- Entwicklung eines modellhaften Fortbildungsmoduls, das die reale Schulsituation und demnach die Anwendbarkeit im Schulalltag mitdenkt und unterstützt (Multiplikation, Lernraum, Kommunikationsstrukturen, Teamteaching u.a.)
- Needs & Musts - Beautycase für die Bildungspolitik: Eine digitale Menükarte zur Darstellung von nachhaltigen Strukturen in Rahmenkonzepten, Lehrplänen und Bildungspolitik, zur Unterstützung und Entwicklung nachfolgender Fortbildungen in anderen Schulen
künstlerischer PädagogInnen Workshop
27. Oktober, 10:00- 17:00, Schlesische 27, Thema: Auf Sachen-Suche
Stefan Roszak (experimentelle Musik und Instrumentenbau), Antonia Weisz (Autorin und Ethnologin), Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe)
31. Oktober, 16:30-20:30 Uhr, Schlesische 27, Thema: Spunk
Be van Vark (Tänzerin), Antonia Weisz (Autorin und Ethnologin), Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe)
21. November, 16:30-20:30 Uhr, Schlesische 27, Thema: Raum/-wahrnehmung/-forschung/-gestaltung
Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe) , Anja Scheffer (Schauspielerin und Regisseurin), Vanessa Gärtner (Bühnen- und Kostümbildnerin)
30. Januar, 16:30-20:30 Uhr, Schlesische 27, Thema: Was sollen wir lernen
Stefan Roszak (experimentelle Musik und Instrumentenbau), Antonia Weisz (Autorin und Ethnologin), Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe)
20. Februar, 16:30-20:30 Uhr, Schlesische 27, Thema: Multiplikation: Pippilottas (Prozessbegleitung) und Prozession in die Schule
Claudia Hummel (Pippilotta), Dirk Wullenkord (Pippilotta), Antonia Weisz (Autorin und Ethnologin), Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe),
Anja Scheffer (Schauspielerin und Regisseurin), Stefan Roszak (experimentelle Musik und Instrumentenbau)
20. März, 16:30-20:30 Uhr, Schule, Thema: Raum/-wahrnehmung/-forschung/-gestaltung
Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe), Anja Scheffer (Schauspielerin und Regisseurin), Antonia Weisz (Autorin und Ethnologin)
17. April, 16:30-20:30 Uhr, Schule, Thema: Das Casting (Setting einer Produktionsfirma)
Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe), Anja Scheffer (Schauspielerin und Regisseurin)
07. Mai, 16:30-20:30 Uhr, Schule, Thema: Gründungskongress: Institut für kreative Forschung (IKF)
Antonia Weisz (Autorin und Ethnologin), Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe), Anja Scheffer (Schauspielerin und Regisseurin)
22. Mai, 16:30-20:30 Uhr, Schule, Thema: Selbstorganisation/Partizipation/Multiplikation
Anja Scheffer (Schauspielerin und Regisseurin), Rainer Untch (Filmemacher und Ethnologe), Stefan Roszak (experimentelle Musik und Instrumentenbau)
12. Jun., 16:30-20:30 Uhr, Schule, Abschlussveranstaltung, ein selbstgestaltetes Setting zur Präsentation aller Erfahrungen
Beteiligte
6 Lehrer_innen und 7 Pädagog_innen der Fichtelgebirge-Grundschule und der ISS Skalitzer Str.
In Kooperation mit dem Internationalen JugendKunst- und Kulturhaus Schlesische27 und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Regionale Fortbildung Friedrichsdhain-Kreuzberg.