Berliner Schülerstimmen: „Wir konnten wir selber sein“

1. Juli 2015
Foto: Inke Kühl

Teilhabe an Kunst und Kultur – so lautet ein Ziel des Kulturagentenprogramms. Aber was heißt das für die Schülerinnen und Schüler? Bereits in ihrer Eröffnungsansprache der Tagung „Mission erfüllt? Kulturagenten weiter denken!“ am 19. Juni 2015 im Berliner Radialsystem verwies Sigrid Klebba, Staatssekretärin für Jugend und Familie in Berlin, auf das Tanzprojekt „Fallen“. Es ist eines von insgesamt knapp 200 Berliner Projekten. Umgesetzt wurde es von der Klasse 7a des Robert Blum Gymnasiums in Berlin-Schöneberg. In einer Broschüre, die die Kulturagentin Friederike Holländer initiiert hat, erzählen die Jugendlichen in ihren eigenen Worten, was sie in dem Projekt erlebt und daraus mitgenommen haben.

Auszug aus der Broschüre „Fallen“, verfasst von Schülerinnen und Schülern der Klasse 7a:

Unser Kulturprojekt ging diesmal um das Thema «Fallen». Es war ein Tanzprojekt mit der Choreografin Jo Parkes. Am Anfang des Projekts haben wir nur Übungen zum Fallen gemacht und nach und nach hat Jo aus den Übungen eine Choreografie entwickelt. Jede Stunde haben wir kleine Tanzteile entwickelt und eingebaut. Am Ende haben wir diese verbessert und miteinander verbunden bis es ein Stück ergab.

„Fallen“ war das Grundthema. Wir haben jeden Freitag geübt und uns mit diesem Thema beschäftigt. Manchmal war es anstrengend und manchmal nicht. Wir haben das Projekt ins Traurige umgewandelt und gleichzeitig ins Gute.

Ich habe gelernt, dass es viele Arten von Fallen gibt, wie z.B. wenn man vom Gebäude fällt oder beim Fangen spielen oder wenn man schlechte Noten hat und durchfällt. Und mir ist auch noch klar geworden, wie viele Menschen im Krieg gefallen, also gestorben sind.

Es war ein Stück voll von Emotionen, denn nicht nur die Choreografin, sondern auch wir waren voller Trauer wegen der gestorbenen Menschen.

Es ging auch um die Weltereignisse. Wir haben auch Zitate gesammelt und manche sogar vorgetragen.

Es war eine Art zu tanzen, wo wir unsere Emotionen „ins Spiel“ bringen sollten, aber es war zum Teil auch sehr schauspielerisch dargestellt.

Wir haben modern getanzt und immer neue Sachen ausprobiert.

Dann kam jede Woche noch etwas dazu. z.B. sind wir auf ein Tuch gefallen, wo wir dann unsere Umrisse mit Kohle nachgezeichnet haben.

Ich habe gelernt, dass man in schwierigen Zeiten immer standhaft bleiben soll. Meine neuen Erfahrungen sind, dass man mit harmlosen Wörtern vieles bezwecken kann.

Ich habe gelernt immer wieder aufzustehen, auch wenn es schwierig ist und viel Kraft braucht, man soll nicht aufgeben.

Mir hat gefallen, dass wir sehr frei waren.

Durch das Projekt habe ich mehr Selbstvertrauen, aber auch mehr Vertrauen in die anderen gefunden.

In dem Projekt habe ich gelernt, wenn man ein Stück lebendig machen will, dann muss man Gefühle zeigen und einarbeiten. Meine Erfahrungen sind, dass ich viel gelenkiger bin, als ich immer dachte. An dem Projekt gefiel mir besonders die Vorgehensweise, denn wir haben immer alles ausgearbeitet bis zum Schluss. Mir hat es sehr gefallen wie Jo mit uns gearbeitet hat und von ihr habe ich gelernt, dass man alles Schritt für Schritt machen muss.

Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass dieses Fallen so ausdrucksstark ist und Menschen bewegen kann.

Mir hat am meisten gefallen, dass wir wir selber sein konnten und uns nicht verstellen sollten.

Was mir gefallen hat, war das Thema. Es war nicht ein übliches Thema.

Ich habe gelernt, dass weniger manchmal mehr ist.

Ich habe gelernt, dass man für ein Stück Geduld braucht.

Jo hat bei mir die Lust zum Tanzen erweckt.


„Sie haben es zu ihrem eigenen Projekt gemacht“

Das Projekt „Fallen“ steht für eine Vielzahl von Projekten in Berlin. Auch wenn der Erfolg eines solchen Projekts schwer messbar ist und die Frage, wem die Projekte eigentlich „gehören“, kontrovers diskutiert werden kann, so steht doch eines fest: Die Schülerinnen und Schüler sind die Akteure, um die es geht. „Das Projekt war verpflichtend für die Schülerinnen und Schüler, das heißt es war nicht freiwillig. Aber sie wurden gefordert und haben es zu ihrem eigenen Projekt gemacht – mit Qualität und Leidenschaft“, sagt Kulturagentin Friederike Holländer. Und Manuela Kämmerer, Leiterin des Berliner Landesbüros „Kulturagenten für kreative Schulen“ bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, resümiert: „Nicht nur im Robert Blum Gymnasium, sondern an allen teilnehmenden Schulen haben wir bzw. die Kulturagentinnen und Kulturagenten auch systemische Impulse gesetzt. Das heißt: Es ist mehr passiert, als ein künstlerisches Projekt nach dem anderen umzusetzen. Es ist eine Vielzahl an Formaten und Konzepten entwickelt worden. Die Schülerinnen und Schüler bestätigen, dass dieser Ansatz Sinn macht und funktioniert.“

PDF-Download der Broschüre „Fallen“ 

Und hier können Sie auch die Broschüren zu acht weiteren Projekten der Kulturprofilklassen des Robert Blum Gymnasiums als PDF herunterladen:



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Kontakt

  • Landesstelle "Kulturagenten für kreative Schulen Berlin"
  • Gemeinnützige Deutsche Kinder- und Jugendstiftung GmbH (DKJS), Regionalstelle Berlin
  • Manuela Kämmerer (Programmleitung) Christine Florack (Programmleitung)
  • Tempelhofer Ufer 11
  • 10963 Berlin
Tel
030 / 25 76 76 -609 // -604
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